Erschienen in:
15.06.2018 | Hirntumoren | Historisches
Die Erstbeschreibung der Schilder-Krankheit
Paul Ferdinand Schilder und sein Ringen um die Abgrenzung einer neuen Entität
verfasst von:
M. Jahn, H. Steinberg
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 4/2019
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Zusammenfassung
Paul Ferdinand Schilder (geboren 1886 in Wien, gestorben 1940 in New York) ist heute vorwiegend bekannt für seine Beiträge auf psychoanalytisch-psychotherapeutischem Fachgebiet. Er war jedoch ebenso Neurologe und Neurowissenschaftler, forschte und veröffentlichte bereits in seinen frühen Jahren zu neuropathologischen Themen. Dieser Artikel beleuchtet vor allem sein wissenschaftliches Wirken während seiner Zeit in Mitteldeutschland (1909–1914) bei Gabriel Anton in Halle und Paul Flechsig in Leipzig. In diesen Jahren legte er den Grundstein für die Definition und Abgrenzung der Encephalitis periaxialis diffusa. Diese entzündliche Erkrankung des Gehirns ist heute vor allem bekannt unter dem Namen Schilder-Krankheit und hat Bedeutung als seltene Differenzialdiagnose der Multiplen Sklerose (MS), insbesondere im Kindesalter. Die Überlegungen und Erkenntnisse in seinen Publikationen resultierten dabei sowohl aus sorgfältig-detaillierter Aufarbeitung im Grunde genommen nur weniger eigener Fälle samt histologisch-neuropathologischer Untersuchungen als auch aus umfangreicher und kritischer Sichtung entsprechender Fachliteratur. Dabei bemühte er sich insbesondere um die Abgrenzung seiner Encephalitis periaxialis diffusa von Gliomen, MS und der diffusen Sklerose Heubners. Seine in jungen Jahren vorgelegte wissenschaftliche Leistung beeindruckt auch heute noch durch die Gründlichkeit und Genauigkeit, das enorme Arbeitspensum sowie den Ehrgeiz, der jedoch einer kritischen Auseinandersetzung mit eigenen Gedanken nicht im Wege stand.