Erschienen in:
01.04.2013 | Leitthema
Muskelaktivität: Prägung des ZNS und endokrine Funktion
Somatische oder degenerativ-nozizeptive Körperstruktur
verfasst von:
PD Dr. W. Laube
Erschienen in:
Manuelle Medizin
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Ausgabe 2/2013
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Zusammenfassung
Nur die aktiven Muskeln sind Quelle bewegungsspezifischer myofaszialer Afferenzen und von Signalstoffen, den Myokinen. Die Afferenzen bedingen die Adaptationen des Gehirns (Repräsentationen), die Myokine die des Energie- und Intermediärstoffwechsels und die Kommunikation besonders mit dem viszeralen Fett. Im ZNS sorgen Lern-, Ausdauer- und Krafttraining für hochspezifische Anpassungen. Die Hirnstrukturen der Sensomotorik sind mit denen des Schmerzes deckungsgleich oder eng verknüpft und Ursprung der endogenen Schmerzhemmsysteme. Bewegung und Schmerzhemmung gehören zusammen. Muskelaktivität strukturiert den Körper „somatisch, antientzündlich, antinozizeptiv“, koordiniert die Antischmerzsysteme und ist damit Regulator des gesundheitlichen Status des Organismus. Muskelinaktivität verschiebt die Bilanz zugunsten der Signalsstoffe des viszeralen Fetts. Es entsteht eine chronische systemische Low-grade-Entzündung. Sie verantwortet die „diseasome of physical inactivity“, die häufig mit chronischen Schmerzsyndromen verknüpft sind. Inaktivität führt zu einer „atrophisch-degenerativ-entzündlich-nozizeptiven“ Körperstruktur. Unterstützt wird diese durch die chronische metabolische Azidose des Alterungsprozesses. Das nozizeptive Afferenzmuster ist chronischer Stress für die Neuronennetzwerke. Diese unterliegen atrophischen und neurodegenerativen Veränderungen. Es entsteht eine „nozizeptive“ ZNS-Struktur, deren Ausgangspunkt die sensomotorische und damit muskuläre Inaktivität ist. Therapeutisch muss die Muskulatur wieder als Signalstoffproduzent und Informationsquelle aktiviert werden. Sie ist der Schlüssel zur „somatisch-antinozizeptiven“ Körperstruktur.