Zusammenfassung
Chronifizierung beruht auf plastischen Veränderungen des Nervensystems, die alle Ebenen betreffen und durch Lern- und Gedächtnisprozesse entstehen. Bei chronischem Schmerz sind die Patienten für schmerzhafte, aber auch nicht schmerzhafte Reize empfänglicher und weisen eine verstärkte Schmerzverarbeitung auf. Eine Rolle spielen nicht deklarative (z. B. Sensibilisierung, operante und klassische Konditionierung oder Priming) sowie deklarative Lernprozesse (z. B. autobiografisches Gedächtnis, Modelllernen). Affektive und kognitive Faktoren können zusätzlich Gedächtnisprozesse und die Neuroplastizität modulieren. Die dysfunktionale Verarbeitung von verstärkenden Reizen scheint bei Patienten mit chronischen Schmerzen eher die Extinktion schmerzbezogener Veränderungen als deren »Erlernen« zu betreffen. Daher zielen therapeutische Interventionen auf das Erlernen schmerzinkompatibler Verhaltensweisen, den Abbau von Schmerzverhalten sowie den Aufbau alternativer Verhaltensweisen ab.