Erschienen in:
23.07.2019 | Palliativmedizin | Originalien
Einfluss von Kultur und Religion auf die Therapie von Krebspatienten
verfasst von:
J. Fischer, M. B. Stope, D. Gümbel, O. Hakenberg, M. Burchardt, D. L. Dräger
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 10/2019
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Zusammenfassung
Eine wichtige Quellen der menschlichen Identität, die Religion, findet bisher kaum Berücksichtigung in der Klinik. Aktuell zeichnet sich jedoch die Entwicklung hin zu einer multireligiösen Gesellschaft ab, die sich auch in der alltäglichen medizinischen Versorgung niederschlagen wird. Krankheit und Tod können bei Patienten verschiedene kulturell-religiöse Bereiche berühren, wobei die Unterscheidung in kulturelle und religiöse Aspekte zwar möglich, für die klinische Praxis jedoch nicht notwendig ist. In der onkologischen Therapie können Fragen auftauchen, die in den drei großen Religionen Christentum, Judentum und Islam unterschiedlich beantwortet werden müssen und denen bei der Therapie Rechnung getragen werden sollte. Die Berücksichtigung kulturell-religiöser Regeln kann die Zustimmung des Patienten verstärken, bei Nichtbeachtung aber auch verschlechtern. Solche Besonderheiten können die Trennung in Männer- und Frauensphäre oder Einschränkung bei Hilfs- und Wirkstoffen (Blutprodukte, Betäubungsmittel) sein. Das Phasenmodell von Kübler-Ross eignet sich gut dazu, wo kulturell-religiöse Empfindlichkeiten in den Phasen der Erkrankung berücksichtigt werden sollten und wie kulturell-religiöse Angebote den Therapieverlauf begünstigen können. Aufgrund großer individueller, regionaler, kultureller und konfessioneller Unterschiede kann hier leider kein systematischer Maßnahmenkatalog zur Verfügung gestellt werden. Das Wissen um solche Unterschiede aber, der sensiblere Umgang mit den Patienten und Angehörigen und eine Kooperation mit Krankenhausseelsorgern kann das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient jedoch nachhaltig verstärken. Diese Aspekte sollten beim Umgang mit Andersglaubenden in der säkularisierten Gesellschaft Deutschlands nicht unterschätzt werden.