Keine Nachteile für Ausländer bei der Krebstherapie

Patienten ohne deutschen Pass haben bei einer Tumorbehandlung in Deutschland ähnlich gute Überlebenschancen und zeigen vergleichbare Ansprechraten wie Einheimische – zumindest bei vergleichbaren Tumoren und Tumorstadien. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Ein anderer sozioökonomischer Status, aber auch kulturelle und genetische Differenzen könnten dazu führen, dass Ausländer weniger gut von einer medizinischen Behandlung profitieren als Einheimische. Unter einer Krebstherapie zeigen sich jedoch keine größeren Differenzen. Lediglich bei Kopf-Hals-Tumoren leben Deutsche möglicherweise etwas länger progressionsfrei, berichten Forscher um Marie Budde vom Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) in Bonn. Das Team um Budde hat sich den Verlauf der Krebserkrankungen bei knapp 4100 Patienten angeschaut, die in den Jahren 2014 und 2015 am CIO behandelt worden waren. 255 davon hatten keinen deutschen Pass. Sie versuchten nun, jedem der ausländischen Patienten einen deutschen gegenüberzustellen, wobei Geschlecht, Altersgruppe (Zehnjahreskategorien), Diagnose, Tumorstatus (primär oder rezidivierend) und Tumorstadium identisch sein sollte, zudem berücksichtigten sie entitätsspezifische Charakteristika, also etwa den Gleason-Score bei Prostatakrebs oder den Hormonstatus bei Brustkrebs. Dies klappte nicht immer, aber für 219 der ausländischen Patienten gab es vergleichbare deutsche Partner. 139 der Paare erhielten eine weitgehend identische Behandlung. Unter den Ausländern stammten etwa 28% aus Osteuropa, 25% aus dem Nahen und Mittleren Osten, jeweils 13% aus der Türkei und Südeuropa, 8% aus West-und Zentraleuropa, 7% aus Afrika und die übrigen aus Asien sowie Nord- und Südamerika. Die Nachbeobachtungsdauer wurde auf 14,5 Monate bei den Ausländern und 17,9 Monate bei den Deutschen beziffert. Keine signifikanten Differenzen Beim Gesamtüberleben und dem progressionsfreien Überleben gab es praktisch keine signifikanten Differenzen, ebenso wenig bei der Zeit bis zur Tumorprogression sowie dem Anteil mit kompletter oder partieller Remission. Differenzierten die Forscher nach einzelnen Tumorentitäten, zeigten sich bei diesen Faktoren ebenfalls keine größeren Unterschiede zwischen Ausländern und Deutschen. Lediglich die 21 Ausländer mit Kopf- und Halstumoren lebten deutlich kürzer progressionsfrei als Deutsche mit solchen Erkrankungen (23 versus 32 Monate). Da keine Alphafehlerkorrektur vorgenommen wurde, war jedoch auch dieses Ergebnis mit einem p-Wert von 0,027 streng genommen nicht signifikant. Sollte es sich hier nicht um ein reines Zufallsergebnis handeln, könnten ein anderer Tabak- und Alkoholkonsum sowie höhere HPV- und EBV-Infektionsraten unter Migranten von Bedeutung sein, mutmaßen die Studienautoren. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist der Verlauf einer Krebserkrankung bei Patienten ohne deutschen Pass anders als bei Deutschen? Antwort: Vergleichbare Ausgangsbedingungen vorausgesetzt, gibt es nach Daten einer Bonner Studie keine Unterschiede beim Gesamtüberleben und progressionsfreien Überleben. Bedeutung: Ausländer haben bei einer Krebsbehandlung in Deutschland keine Nachteile gegenüber Deutschen. Einschränkung: Kleine Fallzahlen. Die Studie berücksichtigt nicht andere mögliche Nachteile wie eine verzögerte Diagnose oder Defizite bei der Prävention.

Springer Medizin

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