Erschienen in:
01.12.2015 | Leitthema
Orthopädische implantatassozierte Infektionen
Update zur Antibiotikatherapie
verfasst von:
Prof. Dr. W. Zimmerli
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 12/2015
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Zusammenfassung
Bei prothesen- und osteosynthesenassoziierten Infektionen adhärieren die Erreger als Biofilm auf dem Implantat. Dieser Biofilm ist nicht nur gegen die Phagozytose durch Granulozyten, sondern auch gegen die meisten Antibiotika resistent. Es kommt deshalb nie zu einer Spontanheilung und die antibiotische Therapie muss über mehrere Wochen verabreicht werden. Früher bestand die Ansicht, dass implantatassoziierte Infektionen nur durch die Entfernung des Fremdmaterials geheilt werden können. Heute ist bekannt, dass Biofilme von Staphylokokken mit Rifampicin und von gramnegativen Stäbchen mit Chinolonen eliminiert werden können. Dies gilt jedoch nur für Biofilme, die nicht länger als 3–4 Wochen auf dem Implantat adhärieren. Bisher existiert keine kontrollierte, vergleichende Studie zur korrekten Dauer der gesamten Antibiotikatherapie. Bisheriger Standard ist eine 3- (Hüftprothesen) bis 6-monatige (Knieprothesen) Therapie bei Patienten mit Débridement und Prothesenretention, einzeitigem Wechsel sowie zweizeitigem Wechsel mit kurzem Intervall (2–3 Wochen). Gemäß einer neueren Beobachtungsstudie sind jedoch bei Patienten mit Débridement und Prothesenretention auch kürzere Behandlungen von 2 beziehungsweise 3 Monaten wirksam. Für die Wahl der optimalen chirurgischen Behandlung steht ein Algorithmus zur Verfügung. Wichtig ist es, bereits initial die für den Patienten beste Intervention zu wählen, da der Erfolg der ersten Operation entscheidend für das funktionelle Endresultat ist.