H. pylori bei Kindern: Wen testen, wie eradizieren?

H.-pylori-Infektionen sind bei Kindern hierzulande offenbar häufig; allerdings raten Experten nur in bestimmten Fällen zur Testung und Eradikation. Bei der Wahl des Therapieschemas sollte man unbedingt Resistenzen berücksichtigen. Eine Infektion mit Helicobacter pylori ist bei Kindern, insbesondere solchen mit Migrationshintergrund, zwar weit verbreitet (alters- und herkunftsabhängig liegt die Inzidenz bei bis zu 50%), sie verläuft jedoch in den meisten Fällen asymptomatisch. Die Indikation für einen Test im Kindesalter sollte denn auch zurückhaltend gestellt werden. Eine Testung auf H. pylori empfiehlt die neue S2k-Leitlinie der DGVS* nur dann, wenn die Kinder bei positivem Ergebnis unmittelbar von einer Eradikation profitieren würden. Das gilt z. B. bei einer therapierefraktären Eisenmangelanämie, bei der andere Ursachen wie okkulter Blutverlust, Zöliakie oder Parasitenbefall ausgeschlossen wurden. Dagegen sind unspezifische Beschwerden wie chronische Bauchschmerzen oder Dyspepsie allein kein Grund, auf H. pylori zu testen, ebenso wenig die Infektion eines Familienmitglieds. Die Studienlage zur Assoziation der H.-pylori-Infektion mit einer Wachstumsverzögerung ist derzeit wenig konsistent; daher stellt auch der Kleinwuchs per se keine Indikation für einen Test dar. Endoskopie vorrangig Grundsätzlich wird bei Kindern zum Nachweis von H. pylori eine endoskopische Untersuchung empfohlen. Der 13C-Atemtest sowie der ELISA-basierte Stuhltest auf monoklonale Antikörper sind zwar zum nicht invasiven Nachweis einer H.-pylori-Infektion geeignet; in praxi spielen sie jedoch hauptsächlich für die Therapieüberwachung eine Rolle. Im Rahmen der Primärdiagnostik können sie z. B. bei Kindern eingesetzt werden, bei denen ein Elternteil an einem Magenkarzinom erkrankt ist. Ist in diesem Fall der nicht invasive Test negativ, kann auf eine Endoskopie verzichtet werden. Die Indikation für die Endoskopie wird bei Kindern laut Leitlinie deutlich strenger gestellt als bei Erwachsenen. Ergibt sich bei der Ösophagogastroduodenoskopie der Verdacht auf eine H.-pylori-Infektion (z. B. bei nodulärer Hyperplasie im Antrum, einem Ulkus oder Erosionen), sollten im selben Zuge Biopsien entnommen werden. Diese sind dann die Grundlage für Histologie und antibiotische Resistenztestung. Sowohl ein gastroduodenales Ulkus als auch gastroduodenale Erosionen sind bei nachgewiesener H.-pylori-Infektion eine Indikation für die Eradikation (starke Empfehlung). Für eine nachgewiesene H.-pylori-Gastritis gilt dagegen nur eine Kann-Empfehlung zur Eradikation. Der Aspekt der Prävention eines Magenkarzinoms im Erwachsenenalter sollte bei Kindern für die unmittelbare Therapieentscheidung keine Rolle spielen. Vor der Eradikation auf Resistenzen testen! Bevor man bei Kindern und Jugendlichen eine Eradikationstherapie einleitet, raten die Leitlinienautoren dringend zur Resistenztestung. Hintergrund sind die unbefriedigenden Erfolgsraten der Standardtherapie. In einer Studie mit H.-pylori-infizierten Kindern aus Iran beispielweise waren 57,1% der untersuchten Stämme resistent gegen Metronidazol, 14,3% gegen Clarithromycin und 23,8% gegen Tetrazyklin. Als Therapie der ersten Wahl gilt bei Kindern derzeit eine mindestens vierzehntägige Dreifachtherapie aus Protonenpumpenhemmer (PPI), Amoxicillin sowie Clarithromycin oder – bei Resistenz gegen diese Substanz – Metronidazol. Umgekehrt wird bei Resistenz gegen Metronidazol Clarithromycin eingesetzt. Vierfachtherapie im Off-label-Einsatz Liegen keine Informationen zur Resistenz vor, kann eine Vierfachtherapie mit PPI plus alle drei genannten Antibiotika versucht werden. Bei Erwachsenen wurden damit gute Therapieerfolge erzielt. Zu Verträglichkeit oder Heilungsraten dieser Quadrupeltherapie bei Kindern mangelt es allerdings bislang an Daten. × e.Med-Abonnenten erhalten bis zu € 125,- Rabatt Als Rescue-Therapie bei Jugendlichen ab zwölf Jahren empfahl Prof. Dr. Stefan Wirth vom Helios Klinikum Wuppertal auf dem Pädiatrie Update 2016 die Vierfachtherapie mit Omeprazol, Bismut, Tetrazyklin und Metronidazol. Diese als Fixpräparat erhältliche Kombination wurde bislang nur mit Erwachsenen getestet. Für Kinder und Jugendliche ist das Kombi-Präparat nicht zugelassen; es kann aber nach Wirth, sofern keine Kontraindikationen für Tetrazykline bestehen, off-label bei therapierefraktären Patienten verordnet werden. Als weitere Option nannte Wirth die sequenzielle Therapie. Diese wurde in einer europaweiten Multicenter-Studie an 132 therapienaiven Kindern mit H.-pylori-Infektion getestet. Das Regime sieht zunächst eine fünftägige Gabe von Amoxicillin in Kombination mit einem PPI vor. Daran schließen sich weitere fünf Tage mit Amoxicillin, PPI sowie Metronidazol und Clarithromycin an. Mit dieser Strategie erzielte ein Team aus dem Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München eine Eradikationsrate von 85,8%. Bei Resistenzen gegen Metronidazol oder Clarithromycin sank die Rate auf 72,6%. War der Keim gegen beide Antibiotika resistent, lag die Erfolgsrate nur noch bei 28,8%. *Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten

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