Erschienen in:
09.10.2020 | Panorama
Miktion
Pinkelstopp eher schädlich
verfasst von:
Thomas Müller
Erschienen in:
Uro-News
|
Ausgabe 10/2020
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Auszug
Versuchen Frauen, ihre Beckenbodenmuskulatur durch absichtliche Miktionsunterbrechungen zu trainieren, schadet dies offenbar der Blasenfunktion, berichten französische Urologen [Chesnel C et al. Int J Urol. 2019;
https://doi.org/10.1111/iju.14092]. Sie kamen zu diesem Schluss, nachdem sie die Auswirkungen eines Pinkelstopps bei 20 gesunden Probandinnen untersucht hatten. Die Frauen wurden zu jeweils zwei Harnflussmessungen gebeten. Bei der einen Messung urinierten sie bis zur kompletten Blasenentleerung, bei der anderen unterbrachen sie alle drei Sekunden kurz den Harnstrahl. Zwei Drittel empfanden dies als sehr unangenehm. Die Frauen sollten erst bei deutlichem Harndrang zur Toilette gehen, per Zufall wurde entschieden, ob zuerst eine normale oder unterbrochene Miktion vorgesehen war. Jedes Mal bestimmten die Ärzte die üblichen Miktionsparameter und per Ultraschall das Restharnvolumen der Blase. Die Sonografie ergab ein fast fünffach höheres Restharnvolumen nach der unterbrochenen Miktion (37 ml vs. 8 ml), fünf der Frauen mit deutlichem Restharnvolumen nach der unterbrochenen Miktion hatten bei normaler Miktion überhaupt kein Restharnvolumen. Mit den Unterbrechungen benötigten die Frauen 56 Sekunden für die Entleerung, ohne etwa 30 Sekunden. Zudem war der maximale Harnfluss bei der unterbrochenen Miktion signifikant geringer (18 ml/min vs. 27 ml/min). Zum Teil waren die Intervalle von 3 s wohl zu kurz, um den maximalen Harnfluss zu erreichen, zum Teil lag es wohl an dem hemmenden Perineodetrusorreflex, vermuten die Ärzte. Da mit dem Restharnvolumen auch die Infektionsgefahr steigt, seien Beckenbodenübungen mit unterbrochener Miktion nicht zu empfehlen, so die Studienautoren; zudem könnten solche Übungen eine funktionelle Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie auslösen. Auch gebe es keine Hinweise, dass die Prozedur der Muskulatur nützt oder einer Harninkontinenz vorbeugt. …