Lichtschutzfaktor weitgehend irrelevant für Spinaliome

Ob jemand eine Sonnencreme mit einem hohen oder niedrigen Lichtschutzfaktor benutzt, hat keinen großen Einfluss auf das Risiko, an einem Plattenepithelkarzinom zu erkranken – jedenfalls nicht für Frauen in Norwegen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Im kühlen und regnerischen Norwegen dürften Hauttumoren ein marginales Problem sein, und eine Sonnencreme wird eher selten benötigt. Damit erübrigt sich auch die Frage, welcher Lichtschutzfaktor erforderlich ist, um das bisschen Sonne abzuschirmen, vermutlich genügt ein niedriger. Allerdings lassen die Norweger im Urlaub ihre blasse Haut auch gerne mal in der südlichen Sonne grillen, und da werden sie dann doch einen recht hohen Lichtschutzfaktor benötigen, um Sonnenbrände zu vermeiden. All solche Faktoren haben Epidemiologen um Dr. Simon Lergenmuller von der Universität in Oslo in einer Analyse der Kohortenstudie „Norwegian Women and Cancer“ (NOWAC) versucht zu berücksichtigen. Letztlich wollten sie dabei herausfinden, ob es bei der Prävention von Plattenepithelkarzinomen einen Unterschied macht, eine Sonnencreme mit einem hohen oder niedrigen Lichtschutzfaktor zu verwenden. Doch selbst wenn sie das Sonnenbaden der Norwegerinnen in südlichen Ländern berücksichtigten, fanden sie keine Differenzen: Ein niedriger Lichtschutzfaktor scheint ihren Daten zufolge ebenso gut vor einem Spinaliom zu schützen wie ein hoher. Die Forscher um Lergenmuller wählten aus der Studie knapp 150.000 Frauen aus, die ausführliche und wiederholte Angaben zu ihrem Sonnencremegebrauch, zu Sonnenbränden, Hauttyp sowie zur Sonnenexposition gemacht hatten. Die Studie begann 1991 und schloss Frauen im Alter von 31–70 Jahren ein. Sie wurden rund alle fünf Jahre nach ihren Lebensgewohnheiten befragt, unter anderem nahmen Forscher mit einem aufwendigen Fragebogen auch das Hautkrebsrisiko genau unter die Lupe. Sie fragten etwa, wie leicht die Haut bräunt, wie oft die Frauen im Urlaub in der Sonne lagen oder Solarien benutzen. Frauen mit besonders dunkler Haut oder Spinaliomen zu Beginn der Studie wurden ausgeschlossen. Geringstes Krebsrisiko bei Frauen ohne Sonnencreme Zu Beginn waren die Frauen im Schnitt 53 Jahre alt. Etwa 15% gaben an, nie und nirgends Sonnencreme zu verwenden, ein Drittel nahm stets eine Creme mit Lichtschutzfaktor unter 15, 27% immer solche mit 15 und höher, das übrige Viertel war flexibel: Je nach Situation verwendeten solche Frauen, keine, eine schwach oder eine stark schützende Creme. Generell benutzten ältere Frauen seltener eine Sonnencreme als jüngere und auch seltener eine mit hohem Lichtschutzfaktor. Wie zu erwarten, nahmen Frauen mit hoher UV-Exposition, etwa durch Sonnenbaden im Urlaub, sowie Frauen mit häufigen Sonnenbränden und empfindlicher Haut öfter eine stark schützende Creme als wenig exponierte Frauen und solche mit unempfindlicher Haut. Auch das Bildungsniveau war von Bedeutung: Eine gute Bildung ging mit einem hohen Lichtschutzfaktor einher. Im Laufe von 14 Nachbeobachtungsjahren entwickelten 653 der Frauen erstmals ein Spinaliom (0,44%). Berücksichtigten die Forscher alle bekannten demografischen und krebsrelevanten Begleitfaktoren, schützte ein niedriger Lichtschutzfaktor ebenso gut vor dem Tumor wie ein hoher, und zwar sowohl in Norwegen als auch am südlichen Touristengrill. Tendenziell ging ein hoher Lichtschutzfaktor aber mit einer etwas höheren Krebsinzidenz einher, was trotz aller Adjustierungen auf einen „Indikationsbias“ deutet: Wer aus welchen Gründen auch immer stärker exponiert und gefährdet ist, nimmt einen höheren Schutzfaktor. Entsprechend war es auch nicht überraschend, dass Frauen ganz ohne Sonnencreme die niedrigste Spinaliominzidenz aufwiesen: Sie waren offenbar am wenigsten exponiert oder gefährdet und benötigten daher auch keinen Schutz. Die Studie zeigt wieder einmal, wie schwierig es ist, solche Fragen epidemiologisch zu beantworten. Da Interventionsstudien zu dem Thema kaum machbar sind, bleibt wohl als Erkenntnis nichts anderes übrig, als den vielbeschworenen gesunden Menschenverstand zu bemühen und sich situationsbezogen mit einem geeigneten Lichtschutzfaktor einzucremen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Schützt eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor eher vor kutanen Plattenepithelkarzinomen als eine mit niedrigem? Antwort: Eine Studie aus Norwegen fand keine signifikanten Unterschiede. Bedeutung: Daten lassen sich aufgrund starker Verzerrungen („Indikationsbias“) kaum interpretieren. Einschränkung: Studie nur mit Frauen, und diese stammten alle aus Norwegen mit einer insgesamt recht geringen UV-Exposition.

Springer Medizin

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