Immuntherapie auch bei Spinaliom von Vorteil

Patienten mit fortgeschrittenem dermalem Plattenepithelkarzinom profitieren bei inoperablen Tumoren vor allem von Immuntherapien. Darauf deuten Praxisdaten aus Tübingen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. In Deutschland erkranken jährlich rund 30.000 Männer und 20.000 Frauen an einem Plattenepithelkarzinom (PEK) der Haut, zwischen 5 und 20% von ihnen entwickeln ein fortgeschrittenes PEK, berichten Ärzte um Dr. Ulrike Leiter vom Zentrum für Dermatoonkologie der Universität Tübingen. Die aktuelle, in diesem Jahr veröffentlichte S3-Leitlinie empfiehlt bei nicht in sano resezierbaren Tumoren oder inoperablen Patienten eine Radiotherapie, ebenso postoperativ bei ausgedehntem Lymphknotenbefall, dagegen enthält die Leitlinie keine konkreten Empfehlungen zur Therapie bei Fernmetastasen. Die Ärzte um Leiter haben nun in ihren Klinikdaten geschaut, welche Therapien Patienten mit fortgeschrittenen PEK in den vergangenen Jahren bekommen haben und wie lange sie anschließend am Leben waren. Die Ärzte der Klinik hatten zwischen den Jahren 2011 und 2018 insgesamt 195 Personen mit einem fortgeschrittenen PEK behandelt. Im Schnitt waren die Patienten bei der Diagnose 78 Jahre alt, 72% waren Männer, 40% hatten einen Stadium-III-Tumor, 60% einen im Stadium IV. Zwei Drittel zeigten einen regionalen Lymphknotenbefall, die Wächterlymphknoten enthielten bei 11% PEK-Zellen, 16% wiesen Fernmetastasen auf. Zweijahresüberleben unter PD-1-Hemmern fast verdoppelt Zu 80% befanden sich die Tumoren im Kopf-Hals-Bereich, im Schnitt betrug deren Dicke 6 mm, ein Drittel hatten noch dickere PEK; rund ein Viertel der Patienten war immunsupprimiert. Immerhin drei Viertel der Patienten hatten einen primär operierbaren Tumor, bei den übrigen war der Tumor zu ausgedehnt oder an zu ungünstigen Stellen, um operiert zu werden. Fernmetastasen und schwere Begleiterkrankungen hielten die Ärzte bei einigen Patienten ebenfalls davon ab, das Skalpell in die Hand zu nehmen. Im gesamten Erkrankungsverlauf wurden 57 Patienten systemisch behandelt, von den übrigen 138 wurden 66 erneut operiert, 26 bekamen eine alleinige Radiatio, 46 erhielten eine palliative Behandlung. 20 Patienten mit systemischer Therapie erhielten einen PD-1-Hemmer, die übrigen 37 Betroffenen Kombinationen von Chemotherapeutika. Im Beobachtungszeitraum starb ein Drittel aller Patienten. Das mediane Gesamtüberleben beziffern die Ärzte um Leiter mit 42 Monaten, 52% lebten mindestens drei Jahre lang. Wie erwartet, hatten jüngere Patienten, solche mit relativ dünnen und operablen Tumoren sowie ohne Fernmetastasen die besten Karten. Andere Faktoren wie eine Immunsuppression, eine Desmoplasie, Lokalrezidive oder eine perineurale Infiltration waren prognostisch hingegen nicht relevant. Verglichen die Ärzte um Leiter die systemischen Therapien, so schnitten die Patienten mit Immuntherapien (als First-line- oder Folgetherapie) am besten ab. Das mediane Gesamtüberleben ließ sich bei solchen Patienten bislang nicht bestimmen, nach einem Jahr waren aber noch 84% und nach zwei Jahren 76% am Leben, dagegen kamen Patienten mit Chemotherapie auf ein medianes Gesamtüberleben von 22 Monaten. Nach einem Jahr lebten noch 65%, nach zwei Jahren nur noch 40%. Von den nicht systemisch behandelten Patienten lebten diejenigen am längsten, die eine Op. plus Radiatio erhalten hatten – von ihnen waren nach drei Jahren noch etwa 70% am Leben, hingegen nur rund 30% derjenigen mit alleiniger Radiatio. Dazwischen lagen die Patienten mit Palliativtherapie. Eine alleinige Radiatio scheint also wenig zu nützen. Letztlich, so die Ärzte um Leiter, sollten fortgeschrittene PEK, wann immer möglich, herausgeschnitten werden. Sofern eine komplette Resektion nicht möglich ist, raten sie zu einer First-line-Immuntherapie. Diese gehe im Vergleich zu Chemotherapien mit einem deutlich längeren Gesamtüberleben einher. Als Grund vermuten die Dermatoonkologen die hohe Mutationslast von PEK. Seit Juli steht mit dem PD-1-Hemmer Cemiplimab (REGN2810) auch eine für PEK zugelassen Immuntherapie zur Verfügung. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Schlüsse lassen sich aus Praxisdaten zur Therapie bei fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinomen (PEK) ziehen? Antwort: Wann immer möglich sollte einer Resektion angestrebt werden. Bei inoperablen Tumoren spricht vieles für eine First-line-Immuntherapie. Bedeutung: Immuntherapeutika zeigen auch bei PEK eine gute Wirksamkeit. Einschränkung: Keine randomisierte Studie, Gesamtüberleben hängt von vielen Faktoren ab.

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