Prädiabetes: Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen bestätigt

Das langfristige absolute Risiko, an KHK zu erkranken oder einen Schlaganfall zu erleiden, steigt mit der Zunahme der prädiabetischen Nüchternblutzuckerwerte und liegt zwischen 15% und 47%, mit deutlichen Unterschieden zwischen den Geschlechtern. Die Ergebnisse einer US-Studie bekräftigen wegen des KHK- und Schlaganfallrisikos die Notwendigkeit der regelmäßigen Blutzuckermessung bei Menschen im fortgeschrittenen Alter. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Der Epidemiologe Dr. Michael P. Bancks von der Wake Forest University School of Medicine in Winston-Salem und seine Kollegen haben für ihre Studie gepoolte Daten von sieben Beobachtungsstudien verwendet, darunter die Framingham Heart Study und die Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis. Sie werteten Befunde von fast 20.000 Studienteilnehmern aus, und zwar über einen Zeitraum von 30 Jahren. In dieser Zeitspanne wurde bei mehr als 2200 Patienten ein kardiovaskuläres Ereignis dokumentiert: 1530 KHK-Erkrankungen und 877 Schlaganfälle. Die Wissenschaftler bestimmten das absolute Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung auf der Grundlage einer modifizierten Überlebenszeitanalyse. Beobachtungszeitraum über drei Dekaden Wie Bancks und seine Kollegen berichten, lag das Risiko, zwischen dem 55. und 85. Lebensjahr an KHK zu erkranken oder einen Schlaganfall zu erleiden, bei Frauen zwischen 15,3% bei Nüchternblutzuckerwerten unter 90 mg/dl und 38,6% bei Werten über 126 mg/dl. Die entsprechenden Risikowerte bei Männern lagen zwischen 21,5% (90–100 mg/dl) und 47,7%. Bei Männern, nicht dagegen bei Frauen, war der höchste prädiabetische Blutzuckerwert (113–124 mg/dl) – verglichen mit Werten unter 90 mg/dl – mit dem höchsten Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung assoziiert. Stieg der Blutzuckerwert in dem Beobachtungszeitraum über 126 mg/dl, war den Berechnungen zufolge das kardiovaskuläre Risiko im Vergleich zu Werten unter diesem Grenzwert 1,3- bis 3,6-fach höher: Das absolute Risiko betrug 26%–57% bzw. 14%–30%. Bei den Teilnehmern der untersuchten Altersgruppe war das absolute Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung bei Diabetikern im Vergleich zu Patienten mit dem niedrigsten Nüchternblutzuckerwert doppelt so hoch und lag bei Frauen bei 39%, bei Männern bei 48%. Am auffälligsten war, dass Frauen und Männer, bei denen Diabetes zu mehreren Messzeitpunkten diagnostiziert worden war, eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 55% hatten, innerhalb von 20 Jahren eine kardiovaskuläre Erkrankungen zu entwickeln. Bei mehr als 16.000 Studienteilnehmern erfolgte die Glukosemessung über durchschnittlich vier Jahr (2–12 Jahre). Ergebnisse unterstützen Präventionsbestrebungen Die Studienergebnisse stützen nach Ansicht von Williamson und seinen Kollegen die Bemühungen einer Diabetesprävention bei Patienten mit Prädiabetes, von dem in Deutschland einer Studie mit fast 4000 Teilnehmern zufolge etwa 24% betroffen sind. Einschränkend weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass in ihrer Studie der Nüchternblutzucker der einzige biochemische Parameter zur Diabetesdiagnose war und nur in einer Untergruppe der Studienteilnehmer zusätzlich der HbA1c-Wert gemessen wurde. Keine Informationen gab es aus Glukosetoleranztests. Schließlich basierte die Studie auf gepoolten Daten mit entsprechender Heterogenität. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hoch ist langfristig (30 Jahre) das absolute Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung bei Nüchternblutzuckerwerten im prädiabetischen und diabetischen Bereich? Antwort: Das Risiko, zwischen dem 55. und 85. Lebensjahr an KHK zu erkranken oder einen Schlaganfall zu erleiden, liegt in der Gruppe der Frauen zwischen 15,3% bei Werten unter 90 mg/dl und 38,6% bei Werten über 126 mg/dl (Männer: zwischen 22,5% und 47,7%). Bei Männern, nicht dagegen bei Frauen, ist der höchste prädiabetische Wert verglichen mit Werten unter 90 mg/dl mit dem höchsten Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung assoziiert. Bedeutung: Die Studienergebnisse bestätigen die Notwendigkeit, bei Menschen im fortgeschrittenen Alter die Blutzuckerwerte regelmäßig zu kontrollieren und gegebenenfalls zu korrigieren, um kardiovaskuläre Erkrankungen zu verhindern. Einschränkung: Daten zu Ergebnissen von Glukosetoleranztests fehlen. Das Studienergebnis basiert auf gepoolten Daten von sieben Studien.

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