Ungesunder Lebensstil für Nachtschichtarbeiter besonders schädlich

Schichtarbeiter mit Nachtdiensten erkranken häufiger an Typ-2-Diabetes. Durch eine ungesunde Lebensführung wird das Risiko potenziert. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Wer phasenweise die Nacht zum Tage machen und arbeiten muss, wenn andere schlafen, neigt offenbar zu ungesunden Kompensationsmechanismen. So sind Schichtarbeiter verglichen mit dem Bevölkerungsdurchschnitt öfter adipös und häufiger Raucher. Wie riskant diese Kombination ist, lässt sich aus Langzeitdaten von mehr als 140.000 Krankenschwestern ablesen: Nachtschichten und ungesunder Lebensstil zusammen erhöhen das Diabetesrisiko stärker, als dies aufgrund der Einzelfaktoren zu erwarten ist. Die zunächst stoffwechselgesunden Krankenschwestern waren Teilnehmerinnen der prospektiven Studien Nursesʼ Health Study und Nursesʼ Health Study II und wurden regelmäßig zu Arbeitszeiten und Lebensstil befragt. Während der Beobachtungszeit von 22–24 Jahren wurde bei 10.915 Frauen Typ-2-Diabetes festgestellt. Dabei zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen dem Diabetesrisiko und der Zahl der Jahre mit Nachtschichten: Bei ein bis fünf Jahren stieg das Risiko um 11%, bei fünf bis neun um 28% und bei zehn und mehr Jahren um 46%. Zog man den Einfluss des BMI ab, war die Assoziation ab fünf Jahren Schichtdienst signifikant (fünf bis neun Jahre: + 9%, ab zehn Jahre: + 16%). 11% mehr Diabetesfälle bei Vorliegen beider Risikofaktoren Erwartungsgemäß war die Manifestation eines Diabetes stark lebensstilabhängig. Eine Kombination von mindestens drei aus vier Risikofaktoren (Rauchen, weniger als 30 Minuten körperliche Aktivität pro Tag, Ernährungsqualität in den unteren drei Fünfteln des „American Healthy Eating Index“-Score, BMI ab 25) ging mit einem 5,4-mal so hohen Erkrankungsrisiko einher. Nachtschichttätigkeit führte zu einer weiteren Risikosteigerung: Bei mindestens drei ungesunden Lebensstilfaktoren in Kombination mit mindestens zehn Jahren Schichtarbeit war das Erkrankungsrisiko um den Faktor 7,0 höher als in der Referenzgruppe ohne Schichtarbeit und mit höchstens einem nachteiligen Lebensstilfaktor. Nachtschichten und ungesunde Lebensführung wirken offenbar synergistisch auf das Diabetesrisiko. Die Studienautoren um Zhilei Shan (Chan School of Public Health, Boston) errechnen pro fünf Jahre Wechselschichten mit Nachtarbeit einen relativen Risikoanstieg um 31%, pro ungünstigen Lebensstilfaktor um 130% und für die Kombination um 183%. Damit seien Diabeteserkrankungen in Anwesenheit beider Risikofaktoren zu 71% auf die Lebensführung, zu 17% auf die Schichtarbeit und zu 11% auf die Wechselwirkung zwischen beiden zurückzuführen. Zusätzliche Störung der inneren Uhr? Die synergistische Wirkung erklären Shan und Kollegen vor allem mit den Veränderungen von Schlaf und zirkadianer Rhythmik: Nicht nur Nachtschichten, auch Rauchen, Ernährung und körperliche Aktivität könnten darauf Einfluss nehmen und damit Abläufe stören, die für normale metabolische Funktionen relevant sind. Wichtigster Risikofaktor bleibt der ungesunde Lebensstil: „Die meisten Fälle von Typ-2-Diabetes könnten durch das Befolgen von gesunden Verhaltensweisen verhindert werden“, so das Team um Shan. Und für Menschen mit wechselnden Schichten und Nachtarbeit könnten entsprechende Verhaltensänderungen wegen der beobachteten Wechselwirkung besonders lohnend sein. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt sich die Kombination aus Schichtarbeit in der Nacht und ungesundem Lebensstil auf das Diabetesrisiko aus? Antwort: Beide Faktoren erhöhen die Erkrankungshäufigkeit unabhängig voneinander und überadditiv. Bedeutung: Bei Arbeit in Nachtschichten scheint das Befolgen eines gesunden Lebensstils besonders wichtig zu sein. Einschränkung: Die Kohorten bestanden ausschließlich aus Krankenschwestern; ein Bias bei der Berechnung der Wechselwirkung von Risikofaktoren ist nicht auszuschließen.

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