Erschienen in:
25.07.2016 | Psychotherapie | Originalien
Inanspruchnahme ambulanter psychotherapeutischer Versorgung
Eine Analyse von Sekundärdaten
verfasst von:
Prof. Dr. W. Gaebel, J. Zielasek, S. Kowitz
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 11/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Trotz eines gut ausgebauten und komplexen Versorgungssystems werden im Bereich der psychotherapeutischen Versorgung Kapazitätsprobleme, Unterversorgung und zu lange Wartezeiten auf einen Therapieplatz beobachtet.
Ziel der Arbeit
Die Analysen widmen sich der Frage nach dem ambulanten psychotherapeutischen Versorgungsgrad sowie der Rolle einzelner Fachdisziplinen in der psychotherapeutischen Versorgung in Deutschland.
Material und Methoden
Die Analysen basieren auf Sekundärdaten dreier Ersatzkassen und der Deutschen Rentenversicherung Bund für die Jahre 2005 bis 2007. Analysiert wurden anonymisierte Versorgungsdaten von 3,3 Mio. Versicherten mit der Diagnose einer psychischen Erkrankung (ICD-10: F0–F5).
Ergebnisse
Bei knapp 30 % der Leistungsziffern, die im Bereich der Psychotherapie abgerechnet wurden (n = 9.670.588), handelte es sich um psychiatrisch-psychosomatisch-psychotherapeutische Gesprächsleistungen, die nicht in den Bereich der Richtlinien-Psychotherapie fallen. Häufigste Maßnahmen waren unabhängig von der Diagnose die verbale Intervention (Leistungsziffern 35.100, 31.110) sowie psychiatrische Gespräche/Behandlungen (Leistungsziffern 14.220, 21.220, 21.221). Bei 5,9 % der Versicherten wurden Leistungsziffern der antragspflichtigen Richtlinien-Psychotherapie abgerechnet. In der versorgerspezifischen Analyse zeigte sich eine deutliche Varianz der Verteilung der Art abgerechneten Leistungen.
Diskussion
Im Hinblick auf Reformbemühungen der psychotherapeutischen Versorgung sollten Verlaufstrends in der Inanspruchnahme und der Qualität psychotherapeutischer Versorgung in den einzelnen Versorgungsbereichen in Folgeuntersuchungen analysiert werden.