Erschienen in:
01.01.2005 | Kasuistik
Silikathaltige Harnsteine im Klinikalltag
Was gibt es zu beachten?
verfasst von:
Dr. M. May, C. Helke, K. Kubenz, M. Seehafer, M. Wolter, B. Hoschke
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 1/2005
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Zusammenfassung
Eine Steinbildung in den ableitenden Harnwegen ist immer Folge einer Übersättigung harnsteinbildener Substanzen und der damit verbundenen vermehrten Kristallisation. Neben den typischen Harnsteinen, bestehend aus Kalziumoxalat, anorganischen Phosphaten, Harnsäure oder Zystin, gibt es immer wieder Hinweise auf seltene Substanzklassen. Obwohl in der internationalen Literatur bereits >50 silikathaltige Steine dargestellt wurden, ist diese Steinentität weiterhin relativ unbekannt. Insbesondere das Auftreten von Silikatsteinen ohne den medikamentösen Abusus von Magnesiumtrisilikat stellt eine absolute Rarität dar.
Wir berichten von einem 54-jährigen Patienten, bei dem mittels Ureterorenoskopie ein mittlerer linksseitiger Harnleiterstein extrahiert wurde, der in der Röntgendiffraktion eindeutig als Mischstein mit einem 40%igen Silikatanteil identifiziert werden konnte. Aktuell ließ sich bei dem Patienten, der 1986 in der unmittelbaren Nähe des Kernkraftwerkunfalls von Tschernobyl lebte, keine kontinuierliche Aufnahme von Magnesiumtrisilikat feststellen. Vor 4 Monaten wurde bei ihm jedoch eine 2/3-Magenresektion aufgrund eines medikamentenrefraktären Ulcus ventriculi durchgeführt, welches seit Ende der 80er Jahre bestand und bis zur Magenoperation mit einem magnesiumtrisilikathaltigen Antazidum in unkontrollierter Überdosierung therapiert wurde. Weiterhin besteht seit 1986 eine instabile Angina pectoris, die seit 17 Jahren mit Pentalong® (Pentaerythrityltetranitrat) behandelt wird. Auch in den Bestandteilen dieses Medikaments konnten wir durch die Röntgendiffraktion Siliziumdioxid sichern.
Obwohl silikathaltige Harnsteine sehr selten sind, lassen sie sich in der Röntgendiffraktion oder Infrarotspektroskopie eindeutig verifizieren und von einem Artefakt bzw. einem Quarzkieselstein abgrenzen. Die Steinprophylaxe besteht neben der Diureseerhöhung in einem Medikamentenwechsel bzw. einer Reduzierung der Dosierung.