Erschienen in:
12.04.2017 | Psychotherapie | Übersichten
Willensstörungen in der Psychopathologie
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. T. Fuchs, D. Broschmann
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 11/2017
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Zusammenfassung
Zu Beginn der modernen Psychopathologie war der Begriff des Willens noch von hoher Bedeutung. Die Arbeiten von Eugen Bleuler, Emil Kraepelin oder Karl Jaspers belegen eine intensive Auseinandersetzung mit Willensstörungen wie der Abulie, der Impulskontrollstörung oder der Ambivalenz. Grund für eine Zäsur scheint rückblickend vor allem ein Paradigmenwechsel in der Psychologie gewesen zu sein, der eine Aufgabe des Willensbegriffs zu Folge hatte. Aufgrund des zunehmenden Interesses an Fragen der Handlungsurheberschaft und Willensfreiheit könnte seine Reaktivierung heute jedoch eine wichtige Lücke für die psychopathologische Forschung ebenso wie die klinisch-therapeutische Praxis schließen.
Methodisch lässt sich eine Psychopathologie der Willensstörungen auf eine differenziell-typologische Phänomenologie gründen. Dazu wird im Beitrag zunächst eine Einteilung anhand der Strukturmomente von Konation, Suspension und Volition vorgeschlagen, sodann eine temporale Einteilung anhand der prädezisionalen, dezisionalen und postdezisionalen Phase. Ziel der Arbeit ist es, die psychopathologische Identifizierung unterschiedlicher Willensstörungen zu erleichtern und damit auch eine Psychotherapie des Willens zu befördern, die sowohl für die kognitiv-verhaltenstherapeutische als auch für psychodynamische Ansätze anschlussfähig ist.