Verapamil könnte Betazellen von Kindern länger leben lassen

Der Kalziumkanalblocker Verapamil kann offenbar dafür sorgen, die Betazellfunktion von pädiatrischen Patienten mit frisch diagnostiziertem Typ-1-Diabetes länger zu erhalten, wie eine kleine Studie gezeigt hat. An der Untersuchung der CLVer-Studiengruppe waren 88 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sieben und 17 Jahren beteiligt. Im Mittel waren sie knapp 13 Jahre alt, ihre Typ-1-Diabetes-Diagnose lag nicht länger als einen Monat zurück. Neben einer intensivierten oder standardmäßigen Therapie des Diabetes erhielten die Probanden randomisiert im Verhältnis 1:1 entweder den Kalziumantagonisten Verapamil in retardierter Form oder Placebo. Die Verapamil-Dosis lag für Probanden mit einem Gewicht von 30 bis 50 kg zu Beginn bei 60 mg täglich und wurde nach vier Wochen gewichtsabhängig auf 3,5–4 mg/kg/Tag bzw. 4,9–6,9 mg/kg/Tag gesteigert. Für Teilnehmer über 50 kg lagen die Dosierungen bei anfangs 120 mg und maximal bei 7,2 mg/kg/Tag. Primärer Endpunkt der Studie war die Ausschüttung von C-Peptid nach einer Testmahlzeit 52 Wochen nach der Diagnose des Typ-1-Diabetes. Der C-Peptid-Wert erreichte zu diesem Zeitpunkt in der Verapamilgruppe 0,65 pmol/ml verglichen mit 0,66 pmol/ml zu Beginn der Studie. In der Placebogruppe lag der 52-Wochen-Wert bei 0,44 pmol/ml, anfangs hatte er bei 0,60 pmol/ml gelegen. Nach Adjustierung gegen Alter, Zeitspanne seit der Diagnose und Intensität der Diabetestherapie verblieb eine statistisch signifikante Differenz zwischen beiden Gruppen von 0,14 pmol/ml (p = 0,04). Das entsprach einem um 30% höheren C-Peptid-Spiegel. 95% der Probanden unter Verapamil und 71% unter Placebo erreichten ein C-Peptid-Niveau von 0,2 pmol/ml oder höher. Wesentliche Unterschiede in den HbA1c-Werten waren nicht zu verzeichnen (6,6% vs. 6,9% nach 52 Wochen gegenüber 10,3% vs. 10,2% zu Beginn). Bei 17% der Verum- und 20% der Placebopatienten traten unerwünschte Wirkungen im Zusammenhang mit der Therapie auf, die aber nicht ernster Natur waren. In beiden Gruppen gab es zudem jeweils eine schwere Hypoglykämie, in der Placebogruppe war ein Fall einer diabetischen Ketoazidose zu verzeichnen. Rolle des Thioredoxin-interacting-Proteins Der Effekt, den Verapamil auf den Verlauf von Typ-1-Diabetes ausübt, geht auf die Verminderung des schädlichen Einflusses von Thioredoxin-interacting-Protein zurück. Dessen Überexpression unter Hyperglykämie induziert die Apoptose pankreatischer Betazellen. Die Expression des Proteins und die Apoptose von Betazellen werden durch die Blockade von Kalziumkanälen reduziert. „Bei Kindern und Heranwachsenden mit neu diagnostiziertem Diabetes Typ 1 erhält Verapamil im Vergleich mit Placebo partiell die stimulierte C-Peptid-Sekretion 52 Wochen nach der Diagnose“, resümieren die Forscher der CLVer-Arbeitsgruppe. In künftigen Studien gelte es herauszufinden, über welchen Zeitraum die Verbesserungen beim C-Peptid anhalten und wie lange optimalerweise therapiert werden sollte.

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