Bionisches Pankreas verbessert HbA1c-Kontrolle

Mit dem weitgehend automatisierten Insulinabgabesystem iLet Bionic Pancreas ist es in einer randomisierten Studie gelungen, das HbA1c stärker zu senken als mit gängigen Insulintherapien auf Basis kontinuierlicher Glukosemessung, ohne dass die Hypoglykämieinzidenz erhöht wurde. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die heute kommerziell verfügbaren Hybrid-Closed-Loop-Systeme mit halbautomatischer Insulinzufuhr erfordern die Eingabe von Informationen zum bisherigen Insulinregime und zur Menge an Kohlenhydraten, die bei einer Mahlzeit zugeführt werden; ggf. muss die Abgabe von Korrekturdosen veranlasst werden. Bei dem von der Firma Beta Bionics entwickelten System („iLet Bionic Pancreas“) reicht es dagegen, das Gewicht einzugeben und vor Mahlzeiten qualitative Angaben zur Kohlenhydratmenge zu machen (z. B. „mehr als sonst“); alle Insulindosierungen (Basal-, Korrektur- und Mahlzeiteninsulin) werden autonom berechnet und abgegeben. Im Gegensatz zu den bisherigen Systemen handelt es sich zudem um ein bihormonales System, das außer Insulin auch Glukagon abgeben kann. Das Gerät kann aber auch in einer „Insulin-only“-Konfiguration benutzt werden. In diesem Modus wurde das bionische Pankreas nun in einer randomisierten Studie bei Typ-1-Diabetes getestet – mit deutlichem Vorteil gegenüber gängigen Insulintherapien mit kontinuierlicher Glukosemessung (CGM). HbA1c um 0,5 Prozentpunkte mehr gesenkt An der Studie beteiligten sich Patienten und Patientinnen mit Typ-1-Diabetes im Alter zwischen 6 und 79 Jahren. Sie sollten nach dem Zufallsprinzip entweder eine Behandlung mit dem bionischen Pankreas beginnen (n = 219) oder ihre bisherige Therapie mit CGM fortsetzen („Standardtherapie“, n = 107). 30% der Patienten der Standardtherapiegruppe nutzten Hybrid-Closed-Loop-Systeme. Der mittlere HbA1c-Wert nach 13 Wochen, der primäre Studienendpunkt, wurde mit dem bionischen Pankreas von 7,9% auf 7,3% gesenkt, mit der Standardtherapie blieb er unverändert bei 7,7%. Die mittlere adjustierte Differenz betrug 0,5 Prozentpunkte und war statistisch signifikant. Dabei war der Anteil der Zeit, in der der Glukosespiegel unter 54 mg/dl fiel, mit dem neuen System nicht größer als in der Vergleichsgruppe (anfangs jeweils 0,2%, nach 13 Wochen 0,3% bzw. 0,2%). 2,6 Stunden länger im Glukosezielbereich Die Zeit, in denen der Glukosespiegel sich im Zielbereich von 70–180 mg/dl bewegte, wurde durch das bionische Pankreas um 2,6 Stunden pro Tag verlängert. Werte über 180 und über 250 mg/dl wurden signifikant seltener gemessen. Bei den Zeiten mit Werten unter 70 mg zeigte sich dagegen kein signifikanter Unterschied. Als häufigste Nebenwirkung wurden Hyperglykämien registriert, 214 Episoden mit dem neuen System und nur 2 mit den Standardtherapien; Grund war häufig ein Versagen des Infusionssets, welches aber nur in der Gruppe mit dem bionischen Pankreas meldepflichtig war. Zu einer Ketoazidose kam es bei keinem Teilnehmer. Schwere Hypoglykämien traten mit 17,7 vs. 10,8 Ereignissen pro 100 Patientenjahre mit dem bionischen Pankreas nicht signifikant häufiger auf. Kein Kohlenhydratezählen, keine Korrekturdosen „Die Ergebnisse sprechen dafür, dass mit dem bionischen Pankreas mit nur qualitativer Ankündigung von Mahlzeiten, ohne vorab spezifiziertes Insulinregime, ohne Zählen von Kohlenhydraten und ohne von den Patienten initiierte Korrekturdosen oder sonstige Adjustierungen der Insulindosis eine gute Blutzuckerkontrolle erreicht werden kann“, so das Fazit der Studiengruppe um Steven J. Russell vom Massachusetts General Hospital in Boston. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie gut schneidet bei Typ-1-Diabetes die Behandlung mit einem bionischen Pankreas im Vergleich zu gängigen Insulintherapie mit CGM ab? Antwort: Mit einem bionischen Pankreas in der Insulin-only-Konfiguration wurde der HbA1c nach 13 Wochen stärker gesenkt als bei Fortsetzen von Insulintherapien mit CGM (davon 30% Hybrid-Closed-Loop-Systeme). Im Schnitt verlängerte es die tägliche Zeit im Glukosezielbereich um 2,6 Stunden. Bedeutung: Mit einem bionischen Pankreas kann ohne Angaben zum Insulinregime, ohne Kohlenhydratzählen und ohne von den Patienten initiierte Korrekturdosen eine gute Blutzuckerkontrolle erreicht werden.

Springer Medizin

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