24.05.2017 | Typ-1-Diabetes | Leitthema
Mischformen und Überlappung des Typ-1- und des Typ-2-Diabetes
Limitationen individueller Therapieoptionen durch die bestehende Disease-Management-Programm-Systematik
verfasst von:
PD Dr. M. Füchtenbusch
Erschienen in:
Die Diabetologie
|
Ausgabe 4/2017
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Bei einem 67-jährigen Patienten mit Typ-2-Diabetes und Facetten des metabolischen Syndroms wurden niedrigtitrige GAD-Autoantikörper (GAD: Glutamatdekarboxylase) bei gleichzeitig negativen Befunden für die anderen Inselantikörper nachgewiesen und deshalb die Diagnose geändert auf Typ-1-Diabetes. In der Folge kam es unter einer intensivierten Insulintherapie mit maximal 137 Einheiten Insulin/Tag trotz Beibehaltung des Metformins zu einer ausgeprägten Gewichtszunahme von 18 kg in 3 Jahren. Es handelt sich hier am ehesten um einen Typ-2-Diabetes mit LADA-Phänotyp (LADA: „latent autoimmune diabetes in adults“) als Mischbild oder aber bei den niedrigtitrigen GADA (GAD-Autoantikörper) um nicht mit Diabetes assoziierte unspezifische Autoantikörper. Die DMP-Systematik (DMP: Disease-Management-Programm) kann diesen Phänotyp aber nicht abbilden, da lediglich das DMP Diabetes mellitus Typ 1 und das DMP Diabetes mellitus Typ 2 zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund wurde der Patient erneut in das DMP Diabetes mellitus Typ 2 eingeschrieben. Zumindest für Patienten, die phänotypisch einem Typ-2-Diabetes entsprechen und niedrigtitrige Single-GADA aufweisen, wäre eine Diagnose „Typ-2-Diabetes mit β‑Zell-Autoimmunität“ zutreffender als Typ-1-Diabetes/LADA. Nach zusätzlicher Gabe von Liraglutid 1,8 mg s. c. (subkutan) nahm der Patient in kurzer Zeit 9 kg ab und konnte die Insulindosis auf zuletzt 38 Einheiten/Tag senken.