Nichtinsulin-Antidiabetika scheinen Ungeborenen nicht zu schaden

Frauen mit Typ-2-Diabetes, die vor und während der Frühschwangerschaft Nichtinsulin-Zweitlinientherapien anwenden, haben einer Studie zufolge eher kein erhöhtes Risiko, ein schwer geschädigtes Kind zu bekommen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Inzidenz von Typ-2-Diabetes steigt auch bei Frauen im gebärfähigen Alter und damit der unbeabsichtigte Einsatz von Antidiabetika außer Insulin bei Schwangeren. Besonders bei ungeplanten Schwangerschaften sind die ungeborenen Kinder während der Organogenese den Medikamenten ausgesetzt, ohne dass endgültig geklärt ist, ob dies ein teratogenes Risiko birgt. Eine große Studie aus Schweden liefert jetzt beruhigende Ergebnisse. Ausgewertet wurden Daten von fast 52.000 Schwangeren mit Typ-2-Diabetes aus Finnland, Island, Norwegen, Schweden, Israel und den USA. Die Frauen und ihre Säuglinge wurden bis zu einem Jahr nach der Geburt nachbeobachtet. Das Forscherteam untersuchte die Rate der schweren angeborenen Fehlbildungen bei Kindern von Frauen, die im Zeitraum von 90 Tagen vor der Schwangerschaft bis zum Ende des ersten Trimesters verschiedene Antidiabetika erhalten hatten. Die Ergebnisse wurden auf Störfaktoren adjustiert. Regionale Unterschiede Die Forschenden stellten fest, dass sich die perikonzeptionelle Exposition gegenüber Zweitlinien-Antidiabetika außer Insulin zwischen den Ländern unterschied. Sie kamen in den nordischen Ländern, Israel und den USA jeweils bei 32, 73 bzw. 295 von 100.000 Schwangerschaften zum Einsatz. In allen Ländern nahmen die Verordnungen im Laufe der Zeit zu, insbesondere in den USA. Die standardisierte Prävalenz schwerer angeborener Schäden betrug bei Kindern von Frauen mit Typ-2-Diabetes 5,3% (n = 51.826) verglichen mit 3,7% bei allen im Beobachtungszeitraum geborenen Säuglingen (n = 3.514.865). Die Raten für Kinder, die Sulfonylharnstoffen (n = 1.362) bzw. DPP-4-Inhibitoren (n = 687) ausgesetzt waren, lagen bei 9,7% bzw. 6,1%. Bei den gegenüber GLP-1-Rezeptoragonisten (n = 938), SGLT2-Inhibitoren (n = 335) und Insulin (n = 5.078) Exponierten betrugen sie 8,3%, 7,0% bzw. 7,8%. Keine signifikanten Unterschiede gegenüber Insulin Verglichen mit Kindern, die Insulin ausgesetzt gewesen waren, ergab sich nach Adjustierung für den Einfluss von Sulfonylharnstoffen ein numerisch um 18% höheres Risiko für schwere angeborene Fehlbildungen, der Unterschied war jedoch statistisch bedeutungslos. Ohne statistische Relevanz waren auch die Differenzen bei DPP-4-Inhibitoren, GLP-1-Rezeptoragonisten bzw. SGLT2-Hemmern, bei denen das Risiko jeweils um 17%, 5% bzw. 2% verringert war. Einschränkungen der Studie sind, dass Verordnungen nicht zwangsläufig bedeuten, dass die Frauen die Medikamente auch verwendet haben, und dass bestimmte Arzneimittel eher Patientinnen mit bestimmten Merkmalen verschrieben werden. „Auch wenn Ungenauigkeiten entstanden sein können, deuten die Ergebnisse nicht auf ein stark erhöhtes Risiko für schwere angeborene Schäden hin, das über das Risiko durch den eine Zweitlinientherapie erfordernden Typ-2-Diabetes der Mütter hinausgeht“, resümieren Prof. Carolyn Cesta vom Karolinska-Institut in Stockholm et al. Obwohl dies beruhigend sei, seien weitere Studien erforderlich, um die Ergebnisse zu überprüfen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist der perikonzeptionelle Einsatz von Antidiabetika außer Insulin mit einem erhöhten Risiko für schwere angeborene Fehlbildungen assoziiert? Antwort: Die Daten weisen nicht auf ein signifikant erhöhtes Risiko unter Sulfonylharnstoffen, DPP-4-Inhibitoren, GLP-1-Rezeptoragonisten und SGLT2-Hemmern verglichen mit Insulin hin. Bedeutung: Es sind weitere Studien erforderlich, um die Ergebnisse zu überprüfen. Einschränkung: Als Datengrundlage dienten Verordnungen und nicht der tatsächliche Einsatz der Medikamente.

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