Drittes neues Antidiabetikum mit Gefäßschutz

Zulassungsbehörden fordern heute von neuen Antidiabetika den Nachweis, dass sie keine nachteiligen Effekte auf die kardiovaskuläre Gesundheit von Patienten mit Diabetes haben. Das neue lang wirksame GLP1-Analogon Semaglutid hat diesen Sicherheitstest als dritte Substanz nach Empagliflozin und Liraglutid bestanden. Die Therapie mit Semaglutid zusätzlich zur Standardtherapie führte nach den beim 52. EASD-Kongress in München vorgestellten Ergebnissen der SUSTAIN-6-Studie* zu einem signifikant niedrigeren Risiko eines kardiovaskulären Todes sowie eines nicht tödlichen Herzinfarkts oder Schlaganfalls als Placebo [N Engl J Med 2016 Epub 16. September]. An der Studie hatten 3297 Patienten mit Typ-2-Diabetes und hohem kardiovaskulären Risiko teilgenommen. Wie Prof. Dr. Steven P. Marso, Direktor der Abteilung Interventionelle Kardiologie der Universität Texas in Dallas (USA) berichtete, erlitten 108 von 1648 mit Semaglutid behandelte Patienten und 146 von 1649 mit Placebo behandelte Patienten innerhalb der 104 Wochen Beobachtungsdauer ein erstes Ereignis der drei Ereignisse des kombinierten Endpunkts (kardiovaskulärer Tod, nicht tödlicher Herzinfarkt oder nicht tödlicher Schlaganfall). „Das ist eine bedeutsame Reduktion um 26% von 8,9% in den Semaglutid-Gruppen auf 6,6% in den Placebo-Gruppen in zwei Jahren“, kommentierte Prof. Dr. Lars Ryden, emeritierter Professor für Kardiologie am Karolinska Institut in Stockholm, Schweden, die Ergebnisse. „Nach EMPA-REG OUTCOME und LEADER ist SUSTAIN-6 die dritte Studie dieser Art mit positiven Ergebnissen. Als Kardiologie bin ich froh, das zu sehen“. Einen nicht tödlichen Schlaganfall erlitten 1,6% der mit Semaglutid behandelten Patienten, aber 2,7% der Patienten unter Placebo, was einer Risikosenkung um 39% entspricht (p = 0,04). Die entsprechenden Raten für nicht tödliche Herzinfarkte lagen bei 2,9% und 3,9%, das Risiko war damit nicht signifikant um 36% verringert (p = 0,12). Kardiovaskuläre Todesraten alleine dagegen in allen Gruppen ebenso vergleichbar wie die Gesamtmortalität. Wirksame zusätzliche Diabetestherapie Trotz der ständig im Rahmen der Studie möglichen Optimierung der antidiabetischen Standardtherapie im Hintergrund hatte Semaglutid zudem einen unabhängigen blutzuckersenkenden Effekt. 39% der Patienten, die mit 0,5 mg Semaglutid behandelt wurden, und 49% in der Gruppe mit 1,0 mg-Dosierung erreichten einen HbA1c-Zielwert von unter 7,0 %, in den Placebogruppen waren es nur 16 bzw. 15%, berichtet Prof. Dr. Tina Vilsbøll, Direktorin des Zentrums für Diabetesforschung in Kopenhagen (Dänemark). Dazu verloren die im Mittel zu Beginn 92,1 kg schweren Patienten in den Placebogruppen über die zwei Jahre kaum an Gewicht, bei Therapie mit 1,0 mg Semaglutid aber im Mittel 4,9%. „Eine Gewichtsabnahme um mindestens 10% erreichten in dieser Gruppe sogar 20%, d.h. einer von fünf so behandelten Patienten hat mindestens 9 kg abgenommen“, betonte Prof. Vilsbøll. Gemischte Ergebnisse bei Mikroangiopathien Ein Wermutstropfen stellten die erhöhten Raten von retinopathischen Komplikationen bei Semaglutid-Therapie dar. Diese Ereignisse waren zwar nicht sehr häufig (50 versus 29 Ereignisse), aber die Rate war bei Semaglutid-Behandlung signifikant höher als in der Placebo-Gruppe (3,0 vs. 1,8%; Hazard ratio 1,76; p = 0,02). „Die meisten der betroffene Patienten litten aber bereits vorher an einer Retinopathie“, betonte Prof. Vilsbøll und Lars Ryden ergänzte: „Wir haben ein schwaches Signal bereits in der LEADER-Studie mit Liraglutid gesehen. Mit der Zeit werden wir sehen, welche Bedeutung das wirklich hat.“ Hohe renale Sicherheit Dagegen zeigten die Ergebnisse zur renalen Sicherheit klar einen Vorteil für Semaglutid. Neue oder sich verschlechternde Nephropathien wurden in den Verumgruppen mit 3,8% signifikant seltener als unter Placebo (6,1%) dokumentiert (Hazard Ratio 0,64; p = 0,005). Insbesondere eine persistierende Makroalbuminurie trat deutlich seltener neu auf. Schwere Nebenwirkungen waren in den Verum-Gruppen seltener als in den Placebo-Gruppen, allerdings brachen etwas mehr Patienten die Semaglutid-Behandlung ab, ergänzte Prof. Dr. Stephen Bain von der Swansea University Medical School (Großbritannien). Hauptgrund waren gastrointestinale Nebenwirkungen, wie sie auch von anderen GLP1-Rezeptoragonisten bekannt sind. *SUSTAIN-6: Trial to Evaluate Cardiovascular and Other Long-term Outcomes With Semaglutide in Subjects With Type 2 Diabetes. Gefördert von Novo Nordisk; ClinicalTrials.gov number: NCT01720446 Diese Berichterstattung wurde durch finanzielle Unterstützung des Unternehmens Novo Nordisk ermöglicht. Das Unternehmen hatte keinen Einfluss auf die Inhalte der Berichterstattung.

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