Die Sache mit den Scores

Ob eine akute Pankreatitis leicht oder schwer verläuft, bestimmt wesentlich das therapeutische Vorgehen. Die frühe Bestimmung des vermutlichen Schweregrads ist allerdings anspruchsvoll, denn die zur Verfügung stehenden Scores sind nicht immer uneingeschränkt aussagefähig. Die Suche nach Alternativen ist in vollem Gang. In der täglichen Praxis den Schweregrad einer akuten Pankreatitis vorherzusagen, ist nicht einfach. Gabriele Capurso, Rom, stellte zwar eine ganze Reihe von Scores vor, die Hinweise für einen schweren Verlauf geben können. BUN („blood urea nitrogen“), SIRS (Systemic Inflammatory Response Syndrome), BISAP (Bedside, Index, Severity, Acute, Pancreatitis) oder auch die Hämokonzentration sind im klinischen Alltag einfach anzuwenden. Aber, so musste er einräumen, sie haben nur eine begrenzte Aussagekraft. Generell weniger günstig ist aus seiner Sicht auch der APACHE-Score. Möglicherweise führt auch der umgekehrte Weg zum Ziel, nämlich eine Verwendung des HARMLESS-Score um einen leichten Verlauf vorherzusagen. Er stützt sich auf Zeichen einer Peritonitis sowie Serum-Kreatinin und Serum-Hämatokrit. Die Spezifität ist hoch, die Sensitivität allerdings gering. Vielleicht ließe sich auch durch die Kombination der Scores, die Aussagekraft erhöhen. CT-basierte Scores wie den Balthazar-Score werden von den Leitlinien nicht empfohlen, so Capurso. Einen entscheidenden Fortschritt könnten vielleicht Radiomics bringen, sind aber wie alle Neuerungen auf diesem Gebiet erst in der Untersuchungsphase. Flüssigkeit ersetzen? Und womit? Neben der Schmerzkontrolle hat in der Therapie der akuten Pankreatitis der Flüssigkeitsersatz eine wesentliche Bedeutung, wie Marianna Arvanitakis, Brüssel, erläuterte. Denn eine adäquate Flüssigkeitszufuhr verbessert das Outcome, auch bei milder akuter Pankreatitis, so das Ergebnis einer aus ihrer Sicht qualitativ hochwertigen Studie. Eine Hypovolämie sei bei den Patienten häufig, ausgelöst etwa durch eine erhöhte vaskuläre Permeabilität oder auch durch Verlust an Flüssigkeit durch Schwitzen und Erbrechen. Sie warnte allerdings vor einem zu aggressiven Vorgehen. Denn dann bestehe das Risiko von pulmonalen Ödemen, einem erhöhten intraabdominellen Druck oder einem abdominellen Kompartent-Syndrom. Wichtig bei der Flüssigkeitssubstitution seien aber zwei Punkte, so Arvantakis: Sie sollte in den ersten 24 bis 48 Stunden durchgeführt werden, und die Patienten sollten mittels klinischer oder laborchemischer Parameter konsequent beobachtet werden. DIe Frage nach dem Flüssigkeitsersatz beantwortet eine Metaanalyse, nach der eine Ringer-Lactat-Lösung der Natriumchloridlösung vorzuziehen ist. Für die Schmerztherapie eignen sich, mit Blick auf die Empfehlungen der WHO, zunächst einfache Analgetika wie Paracetamol, NSAIDS und ASS, bei stärkeren Schmerzen auch niederpotente oder hochpotente Opioide. basierend auf: UEGW virtual 2020 „Door to needle time in acute pancreatitis, 11.10.2020 Diese Berichterstattung wurde durch finanzielle Unterstützung des Unternehmens Janssen-Cilag GmbH ermöglicht. Das Unternehmen hatte keinen Einfluss auf die Inhalte der Berichterstattung.

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