Erschienen in:
01.10.2012 | Leitthema
Umgang mit dem Prostatakarzinom bei über 75-jährigen Männern
Aktiv oder passiv?
verfasst von:
PD Dr. M. Spahn, K. Haeni
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 10/2012
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Zusammenfassung
Die steigende Lebenserwartung und die zunehmende Zahl älterer Menschen in der Bevölkerung westlicher Industrienationen rücken das Prostatakarzinom (PCa) im höheren Lebensalter zunehmend in den Fokus des Interesses. Einigkeit besteht darin, dass >75-jährige Männer von einem PSA-Screening nicht profitieren. Ein höheres Alter allein sollte jedoch weder die Diagnostik noch die Behandlung eines Tumorleidens generell ausschließen. Zu berücksichtigen ist aber gerade beim Prostatakarzinom das Risiko von Überdiagnostik und Übertherapie. Die Mehrzahl der älteren Männer leidet an einer Vielzahl von Begleiterkrankungen, welche die Lebenserwartung einschränken, und das konkurrierende Mortalitätsrisiko übersteigt das der Tumorerkrankung um ein Vielfaches. Der behandelnde Urologe und der betroffene Patient sollten deshalb mögliche Auswirkungen einer Diagnosestellung und Therapie auf die Lebensqualität berücksichtigen.
Alter, bestehende Komorbiditäten und die individuelle kognitive und körperliche Leistungsfähigkeit stellen neben spezifischen Tumorparametern gute Kriterien für eine individualisierte Behandlungssteuerung dar.
Bei gesunden, aktiven >75-jährigen Männern mit „High-risk-PCa-Kriterien“ und Patienten mit einer PSA-Verdoppelungszeit < 12 Monate sollte eine Therapie in Erwägung gezogen werden. Alle anderen Patienten in diesem Alter profitieren vermutlich nicht von einer Behandlung des PCa.