Zusammenfassung
Eingriffe an der Harnblase sind im Säuglings- und Kindesalter zumeist angeborenen Fehlbildungen oder Reifestörungen von Harnblase und Harnleiter geschuldet. Zu den häufigsten Ursachen zählen der vesikoureterorenale Reflux (VUR) sowie der obstruktive Megaureter. Aber auch anatomische oder neurogene Defekte, wie Harnröhrenklappen oder eine Spina bifida, können Blasenfunktionsstörungen hervorrufen. Bei Persistenz eines symptomatischen VUR kann dieser durch eine Antirefluxplastik behandelt werden. Der relevante obstruktive Megaureter bedarf einer Harnleiterneueinpflanzung. Die strenge Indikationsstellung, die Abklärung von Begleitpathologien wie Ureterozele oder, Ureter duplex und der Ausschluss möglicher sekundärer Ursachen sind vor OP-Planung entscheidend. Komplikationen während und nach chirurgischer Behandlung aufgrund benigner oder maligner Erkrankungen der Harnblase stellen eine besondere Herausforderung für den operativ tätigen Urologen dar. Im Rahmen von Trigonum-nahen Blasenteilresektion sollte insbesondere zur Verminderung des Risikos einer Harnleiterverletzung eine präoperative Harnleiterschienung erwogen werden. Die Behandlung einer postoperativen Darmpassagestörung und urothelial-intestinaler Anastomoseninsuffizienzen stellen die häufigsten Komplikationen nach radikaler Zystektomie dar. Das Behandlungsspektrum reicht je nach Ausmaß der Komplikation von konservativen bis hin zu operativen Maßnahmen. Die Behandlung eines Deszensus genitalis sollte sich immer an der Symptomatik orientieren und ausschließlich die betroffenen Kompartimente adressieren. Da kombinierte Defekte nicht selten sind, und nicht alle OP-Techniken mehrere Kompartimentdefekte gleichzeitig korrigieren, haben universell einsetzbare alloplastische Vaginalnetze in den vergangenen zwei Dekaden die herkömmlichen Verfahren fast vollständig ersetzt. Rasche Erlernbarkeit und vereinfachte Indikationsstellung aufgrund unnötiger Differenzialdiagnostik beschleunigte die Verbreitung unter Inkaufnahme spezifischer Komplikationsmuster und komplexer Komplikationsmanagement-Herausforderungen. Auch die traditionellen Verfahren sind nicht komplikationsfrei, der Verzicht auf alloplastisches Material erleichtert aber oft die Komplikationsbehandlung. Da vor der Primäroperation die dokumentierte Diagnostik meist rudimentär bleibt, kommt der umfassenden Untersuchung der Patientin mit Komplikationen nach Deszensusoperationen eine besondere Bedeutung zu.