Erschienen in:
01.01.2015 | Leitthema
Unterstützende Wirkungen von Zertifizierungen auf das Risikomanagement und die Patientensicherheit in der Medizin
verfasst von:
Prof. Dr. med. Ralf Waßmuth
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 1/2015
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Zusammenfassung
Zertifizierungen in der Gesundheitsversorgung sollen primär Vertrauen schaffen. Vertrauen darauf, dass Anforderungen an die Behandlungsqualität erfüllt oder bestimmte Standards eingehalten sind. Qualität in der Gesundheitsversorgung schließt dabei auch sicheres (Be-)Handeln ein. Ausgehend von einem umfassenden Qualitätsbegriff sind von Zertifizierungen durch Überprüfung und Bewertung der Qualitätsmerkmale als Bestandteil eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements unterstützende Wirkungen auf das Risikomanagement und die Patientensicherheit zu erwarten. Die Analyse zeigt aber eine deutliche Diskrepanz zwischen der Augenscheinvalidität für diese Zusammenhänge und den Evidenzen für die Wirksamkeit und den Nutzen von Qualitätsmanagement im Allgemeinen und Zertifizierungen im Besonderen. Inwieweit hier tatsächlich Evidenzlücken bestehen oder die wissenschaftliche Evaluation unzureichend ist, bedarf einer weitergehenden Analyse. Relevante Determinanten einer Sicherheitskultur und das Vorgehen zur Korrektur und Vorbeugung von unerwünschten Ereignissen stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Vorgehen und den Möglichkeiten der Steuerung durch Qualitätsmanagement. Sie werden daher auch in Zertifizierungen abgebildet bzw. sollten als Anforderungen berücksichtigt werden. Auch hier sind Wirksamkeit und Nutzen unzureichend untersucht und die Evidenzen für Wirksamkeit und Nutzen begrenzt. Darüber hinaus wird sowohl für die Entwicklung einer Qualitäts- und Sicherheitskultur als auch für die Steuerung durch Qualitätsmanagement und Zertifizierungen deutlich, dass weitere Faktoren hinzukommen müssen, die in Zertifizierungen bisher unzureichend abgebildet sind. Gelebte Qualität, gelebte Sicherheit ist eine Frage der Persönlichkeit und der Haltung, die das Verhalten bestimmen.