Erschienen in:
01.08.2013 | CME Zertifizierte Fortbildung
Ursachen der Kamptokormie
verfasst von:
Prof. Dr. F.X. Glocker, U.G. Berninger
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 8/2013
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Zusammenfassung
In unserer immer älter werdenden Gesellschaft beobachten wir zunehmend Menschen, die eine abnorme propulsive Körperhaltung einnehmen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und umfassen neurologische, orthopädische, rheumatologische und psychiatrische Erkrankungen. Im neurologischen Fachgebiet kann eine Kamptokormie Folge eines typischen oder atypischen Parkinson-Syndroms, einer Dystonie oder einer neuromuskulären Erkrankung mit bevorzugtem Befall der axialen Muskulatur sein. Degenerative Motoneuronerkrankungen, entzündliche Muskelerkrankungen (Myositiden) und eine Reihe von Muskeldystrophien können bevorzugt oder primär die Paraspinalmuskulatur betreffen und sich klinisch als Kamptokormie präsentieren, nicht selten in Kombination mit einem Fallkopf („dropped head“). Die lumbale Spinalkanalstenose in Folge einer Diskushernie, einer osteoligamentären Hypertrophie, einer Instabilität oder einer Kombination aus diesen, führt häufig zu einer propulsiven Haltung, um durch Entlordosierung der Lendenwirbelsäule die Claudicatio-Beschwerden zu verbessern. Bei der Osteoporose kommt es durch Keilwirbelbildung zu einer Beugung des Rumpfes nach vorne. Axiale Spondyloarthritiden (Morbus Bechterew u. a.) können in einer ausgeprägten Kamptokormie münden. Gelegentlich ist eine Kamptokormie auf eine dissoziative Störung zurückzuführen.