Erschienen in:
11.07.2018 | Wahnhafte Störungen | Historisches
Guddens Diagnose über Ludwig II. aus zeitgenössischer und heutiger psychiatrischer Sicht
verfasst von:
Prof. Dr. R. Steinberg
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 1/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Nicht nur die Umstände des gemeinsamen Todes von König Ludwig II. und seinem Psychiater Bernhard von Gudden am Pfingstsonntag 1886, sondern auch die gutachterliche Fundierung der Absetzung Ludwigs und die Natur seiner psychischen Erkrankung werden unverändert kontrovers diskutiert.
Ergebnis
Geht man allerdings vom psychiatrischen Zeitwissen aus, wird der Weg der vier Gutachter zur Diagnose „Paranoia (Verrücktheit)“ klarer. Gudden hinterließ kein Lehrbuch. Seine Lehrmeinung findet sich aber im Compendium, der 1. Auflage (1883) des Lehrbuchs seines langjährigen Schülers Emil Kraepelin wieder, wenn Aufbau und Symptomwichtung des Gutachtens und die Systematik des Lehrbuchs gegenübergestellt werden. Die gutachterliche Interpretation von Ludwigs Krankheit ist ein herausragendes psychiatriegeschichtliches Zeugnis. Auch nach Guddens und Ludwigs Tod änderten die drei Mitgutachter vor den untersuchenden Landtagskommissionen ihre Auffassung nicht.
Schlussfolgerung
Gudden und den Mitgutachtern eine Fehldiagnose vorzuhalten, ist nicht gerechtfertigt, wenn das Wissen der Zeit zur Grundlage unserer heutigen Beurteilung gemacht wird.