Erschienen in:
01.06.2006 | Originalien
Was ist der „kraniosakrale Rhythmus“?
Ein Beitrag zum Umgang mit der „kraniosakralen Osteopathie“ (CSO)
verfasst von:
Dr. W. v. Heymann, C. Kohrs
Erschienen in:
Manuelle Medizin
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Ausgabe 3/2006
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Zusammenfassung
Der von den Vertretern der CSO postulierte autonome Rhythmus des Liquor cerebrospinalis im Sinne des sog. primären respiratorischen Mechanismus lässt sich bisher ebenso wenig nachweisen, wie eine aktive Beweglichkeit der Schädelknochen in ihren Nähten. Eine passive Beweglichkeit bis ins hohe Alter ist dagegen unstrittig. Die von den CSO-Therapeuten wahrgenommenen Bewegungen stammen nach heutigem Stand nicht aus dem Körper des Patienten. Es handelt sich sehr wahrscheinlich um Bewegungen, die der Therapeut in einem Zustand entspannter Meditation oder selbstinduzierter Trance als eine „Energieschwingung“ zwischen seinen Händen aufbaut. Der wahrscheinliche Bezug zu Puls und Atmung des Therapeuten ist noch nicht wirklich aufgeklärt. Möglich wäre eine Korrelation auf der Ebene von Schwingungsknoten bei der Überlagerung verschiedener Frequenzen. Die vom Therapeuten generierten Schwingungen werden in den Schädel des Patienten eingeleitet, der darauf im Sinne einer passiven Mitbewegung reagieren oder möglicherweise der Schwingungsinduktion einen durch eine Funktionsstörung bedingten Widerstand entgegensetzen kann. Die positive und zuverlässige Umsetzung dieser Information in therapeutische Aktionen durch einen Therapeuten konnte trotz entsprechender Kenntnisse von Anatomie und Biomechanik bisher nicht belegt werden. Nur durch eine auch im naturwissenschaftlichen Denken stichhaltige Erklärung der empirischen Beobachtungen der CSO wäre eine Integration dieser Methode in die manuelle Medizin möglich.