Erschienen in:
01.02.2021 | Psychologie
Was ist Psychotraumatologie?
verfasst von:
G. Wolfrum, Dipl.-Psych.
Erschienen in:
Trauma und Berufskrankheit
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Sonderheft 1/2021
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Zusammenfassung
Obwohl Traumatisierungserfahrungen so alt wie die Geschichte der Menschheit sind, begann eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit ihren Folgen erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Erst durch die Kriegserfahrungen des letzten Jahrhunderts und den Mut vieler Frauen in den USA, erlittenes Unrecht erlebter sexualisierter Gewalt öffentlich zu machen, konnte die Traumaforschung einen dauerhaften Durchbruch erzielen und sich in den letzten 20 Jahren zur Wissenschaftsdisziplin der Psychotraumatologie entwickeln. Auseinandersetzungen um angemessene Definitionen ließen sich durch ein Verlaufsmodell psychischer Traumatisierungserfahrungen präzisieren. Einen wesentlichen Beitrag zu einem besseren Verständnis von Traumafolgestörungen lieferten die Neurowissenschaften durch die Möglichkeiten der bildgebenden Verfahren. Die Erkenntnisse zur erfahrungsabhängigen Neuroplastizität, über multiple Kopplungsphänomene und die nutzungsabhängige Bahnung neuronaler Verschaltungsmuster trugen wesentlich zum Verständnis und zur Entwicklung schonender Behandlungsformen bei. Die Grundprinzipien der Psychotraumatologie als einer die interpersonelle sowie die körperliche Ebene einbeziehenden Behandlungswissenschaft werden vorgestellt.