Hintergrund
Während der letzten Jahre beherrschen 3 wesentliche Themen die Chirurgie des frühen Zervixkarzinoms. Der Trend zur minimal-invasiven Chirurgie hatte durch die LACC-Studie (Laparoscopic Approach to Cervical Cancer, 2018) einen herben Rückschlag hinnehmen müssen. Die beiden anderen Themen sind die verminderte chirurgische Radikalität mit der Sentinellymphknotendiagnostik und die Vermeidung der radikalen Hysterektomie.
Material und Methoden
Eine selektive Literatursuche und eine Auswertung eigener Patientenkollektive sowie aktueller Kongressberichte wurden durchgeführt.
Ergebnisse
Die abdominale radikale Hysterektomie wurde zum Standardverfahren des frühen Zervixkarzinoms. In sekundären Analysen, die von registerbasierten Daten über geschützte Daten bis zu multizentrischen retrospektiven Studien reichen, wird versucht, den Ursachen für das schlechte Abschneiden der Laparoskopie auf den Grund zu gehen, aber erst die bereits initiierten weiteren prospektiven randomisierten Studien werden die Antwort geben. Ein weiterer Trend ist die Vermeidung der kompletten Lymphonodektomie durch die Sentinellymphknotendiagnostik beim frühen Zervixkarzinom bis 4 cm Tumorgröße, die hauptsächlich auf dem Einsatz von Indozyaningrün beruht. Diese Frage nach der Sicherheit der Sentinellymphknoten wird durch die SENTICOL-III-Studie beantwortet. Schon seit den Studien zur Trachelektomie beim Zervixkarzinom bis 2 cm ist bekannt, dass dieses Stadium eine sehr gute Prognose hat, allerdings wies dieses Stadium im laparoskopischen Arm der LACC-Studie ein deutlich schlechteres rezidivfreies Überleben auf – jedoch war dies wegen der geringen Anzahl an Fällen nicht signifikant. Allerdings wurde nun mit Vorstellung der SHAPE-Studie zum Vergleich der einfachen mit der radikalen Hysterektomie auf dem Kongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO) 2023 ein weiteres Kapitel zur Reduktion der operativen Radikalität eröffnet.