Erschienen in:
01.11.2003 | Leitthema
Ablative Verfahren bei der operativen Behandlung maligner Knochentumoren
verfasst von:
Dr. P.-U. Tunn, H. Delbrück, P. M. Schlag
Erschienen in:
Die Orthopädie
|
Ausgabe 11/2003
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Trotz der Dominanz extremitätenerhaltender Operationsverfahren bei der Behandlung primär maligner Knochentumoren sind zumindest derzeit ablative Eingriffe nicht vermeidbar. Sie resultieren aus der Tumorlokalisation, der Ausdehnung sowie der Tumorbiologie und stellen sui generis kein Versagen der Behandlung dar. Amputationen sind dann unabdingbar, wenn durch kein anderes operatives Verfahren die Entfernung des Tumors im Gesunden (R0-Resektion) trotz Ausnutzung aller additiven Therapieoptionen möglich ist.
Primär ablative Verfahren können sowohl aus kurativer als auch palliativer Intention indiziert sein. Sekundär ablative Eingriffe gehen aus einem lokalen Tumorrezidiv und v. a. aus Spätkomplikationen nach Defektrekonstruktion mittels Tumorendoprothesen, Allografts und seltener Arthrodesen hervor. Neben den allgemeinen Leitlinien zur Indikation ablativer Eingriffe wird im Speziellen auf die Hemipelvektomie und Amputatio interscapulothoracalis eingegangen und durch eigene Langzeitergebnisse ergänzt.
Der prothetische Ersatz der amputierten Extremität wird in der frühen postoperativen Phase, zunächst als Interimsprothese, angestrebt. Nach Abschluss der Stumpfentwicklung wird die definitive Prothesenversorgung vorgenommen. Ausnahmen stellen Situationen nach Schulterexartikulation, Amputatio interscapulothoracalis, Hüftexartikulation und Hemipelvektomie dar.
Der Verlust eines Körperteils führt zwangsläufig zur Behinderung und Einschränkung der körperlichen Integrität, des Selbstwertgefühls und der Lebensqualität. Andererseits kann ein ablativer Eingriff eine reelle Chance der Kuration bieten. Eine frühzeitige Einbeziehung der meist jungen Patienten in die Indikationsstellung zu einem notwendigen ablativen Verfahren ist für die Vertrauensbildung unvermeidbar. Insbesondere der unmittelbare Kontakt zwischen bereits rehabilitierten und zu amputierenden Patienten hat sich im Rahmen der präoperativen Vorbereitung, der Krankheitsbewältigung und der Demonstration von Möglichkeiten sowie Grenzen der Prothesenversorgung bewährt.