Erschienen in:
01.11.2003 | Leitthema
Operative Therapie primär maligner Knochentumoren
verfasst von:
Dr. S. Flege, M. Kuhlen, M. Paulussen, S. Bielack, H. Jürgens
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 11/2003
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Zusammenfassung
Unter dem Begriff der primär malignen Knochentumoren werden verschiedenste Tumoren zusammengefasst. Eine vollständige Tumorresektion ist bei fast allen malignen Knochentumoren anzustreben. Bei einigen Knochentumoren ist die alleinige Tumorresektion ausreichende Therapie, andere Tumoren des Knochens werden in einem multimodalen Konzept therapiert. Der Stellenwert der Operation ist demgemäß bei denjenigen Tumoren, die alleinig durch eine Tumorresektion behandelt werden, wie z. B. das primär ossäre Fibrosarkom, sehr hoch.
Ein multimodales Konzept, wie es für das Osteosarkom oder die Ewing-Tumoren angewandt wird, enthält zusätzliche Elemente wie Strahlentherapie oder systemische Therapie (Chemotherapie). Der Stellenwert der operativen Lokaltherapie ist bei diesen Tumoren unterschiedlich. Beim hochmalignen Osteosarkom ist der Stellenwert der Operation des Tumors mit weiten Resektionsgrenzen überaus hoch, jedoch leben ohne aggressive systemische Chemotherapie nur 10–20% der Patienten nach 5 Jahren. Die Strahlentherapie ist bei diesem Tumor nur dann indiziert, wenn eine operative Sanierung zu marginalen oder schlechteren Resektionsgrenzen führen würde. Die Effektivität der Strahlentherapie ist als geringer einzuschätzen als die der Operation; evtl. vorhandene Metastasen des Osteosarkoms werden bei kurativem Ansatz der Therapie ebenfalls operativ komplett entfernt.
Das primär ossäre maligne fibröse Histiozytom (MFH) wird wie das Osteosarkom therapiert. Die Strahlentherapie scheint hier leicht bessere Ergebnisse als beim Osteosarkom zu erbringen, sodass beide Möglichkeiten der Lokaltherapie eingesetzt werden. Die systemische Chemotherapie ergibt zusätzlich eine Verbesserung der Überlebensraten. Der Ewing-Tumor wird ebenfalls multimodal behandelt. Die systemische Chemotherapie verbesserte auch hier die Überlebensrate nach 5 Jahren von <10% auf >60%. Der Stellenwert der operativen Therapie ist momentan im Wandel. Der Einsatz der operativen oder strahlentherapeutischen Lokalsanierung wird heute nach individuellen Kriterien entschieden.