Erschienen in:
23.02.2017 | Affektive Störungen | infopharm
Depression
Online-Behandlung erlaubt "Psychotherapie von zu Hause"
verfasst von:
Constance Jakob
Erschienen in:
InFo Neurologie + Psychiatrie
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Ausgabe 2/2017
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Auszug
Laut Bundespsychotherapeutenkammer liegt die Wartezeit auf ein psychotherapeutisches Erstgespräch im Schnitt bei 12,5 Wochen. Internetbasierte Psychotherapieprogramme könnten dabei helfen, die lange Wartezeit zu überbrücken. Jeder zehnte Deutsche ist im Laufe seines Lebens von einer Depression betroffen [Busch M.A. et al. Bundesgesundheitsbl 2013; 56: 733 – 39]. Jedoch seien nur 10 % der Betroffenen in Behandlung, bemängelte Privatdozentin Dr. Rita Bauer, psychologische Psychotherapeutin an der psychiatrischen Universitätsklinik der TU Dresden auf dem DGPPN-Kongress 2016 in Berlin. „Gegenwärtig können wir das, was in den Leitlinien empfohlen wird, also die Psychotherapie parallel zur Pharmakotherapie einzusetzen, nicht gewährleisten“, erklärte sie. Zur Verbesserung der Situation können internetbasierte Psychotherapien beitragen. Die Psychotherapeutin stellte das Online-Programm Deprexis®24 vor, das auf den Prinzipien der kognitiven Verhaltenstherapie basiert und unter anderem psychoedukative Elemente, Techniken zur kognitiven Umstrukturierung und Entspannungsübungen beinhaltet. Seine Wirksamkeit wurde in einer randomisierten kontrollierten Studie [Klein JP.et al. Psychother Psychosom 2016; 85: 218 – 28] an 1.013 Erwachsenen mit leichten bis mittelgradigen depressiven Symptomen, gemessen anhand des Patient Health Questionnaire(PHQ)-9-Scores, untersucht. Die Probanden der ersten Gruppe erhielten die in den jeweiligen Studienzentren übliche Standardbehandlung, die der zweiten Gruppe einen zusätzlichen Zugang zu dem zwölfwöchigen Online-Programm. Nach drei Monaten zeigte sich zwischen den mittleren PHQ-9-Scores beider Gruppen ein signifikanter Unterschied zugunsten der Gruppe, die zusätzlich Zugang zum Online-Programm gehabt hatte. Bauer schließt daraus, dass es sinnvoll ist, ein solches Programm parallel zur klassischen Psychotherapie zu nutzen. Da die Patienten viele Inhalte mit dem Programm erarbeiten, sei es möglich diese im Psychotherapiegespräch weiter zu vertiefen und dadurch intensiver mit den Patienten zu arbeiten. …