Im Anschluss an eine koronare Bypass-Chirurgie erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eines offenen Venenbypasses nach einem Jahr, wenn mit Ticagrelor plus ASS die Thrombozytenfunktion dual gehemmt wird. Die Blutungsraten steigen dadurch nicht an, so das Ergebnis der DACAB-Studie.
DACAB ist eine randomisierte offene Studie, bei der in sechs chinesischen Herzchirurgie-Zentren 500 KHK-Patienten nach Anlage eines venösen Koronarbypasses in 1:1:1-Randomisierung auf drei Sekundärpräventionsstrategien verteilt wurden: Ticagrelor (2 × 90 mg/d) plus ASS (100 mg/d), Ticagrelor-Monotherapie oder ASS-Monotherapie. Die Therapie wurde innerhalb von 24 Std. nach dem Eingriff begonnen.
Die Patienten waren im Schnitt 63 Jahre alt, hatten zu ca. einem Drittel eine stabile Angina, zu etwa zwei Drittel eine instabile Angina und zu 3–4 % einen NSTEMI. Es handelte sich um ein multimorbides Kollektiv, ca. 50 % rauchten, ca. 75 % hatten einen Hypertonus, 45 % einen Diabetes, über 70 % eine Fettstoffwechselstörung und ca. 30 % hatten bereits einen Herzinfarkt in der Anamnese. Der Syntax-Score lag bei gut der Hälfte zwischen 23 und 32 %, bei ca. einem Drittel der Patienten über 33 % und bei ca. 14 % unter 23 %. Nur eine Minderheit der Eingriffe erfolgte mit einer Herzlungenmaschine.
Gut 10 % mehr offene Bypässe nach einem Jahr
Primärer Studienendpunkt war die Rate für die Offenheit (patency) der Venegrafts nach einem Jahr in der Intention-to-Treat-Analyse. Diese betrug 88,7 % unter Ticagrelor plus ASS, 82,8 % unter Ticagrelor allein und 76,5 % unter ASS allein. „Per Protokoll“ lagen die Raten mit 93,7 %, 87,6 % und 83,3 % noch etwas höher. In beiden Analysen war die duale Plättchenhemmung der alleinigen ASS-Gabe statistisch signifikant überlegen.
Schwere kardiovaskuläre Komplikationen (MACE) erlitten 1,8 % der Patienten unter der Kombination, 2,4 % der Patienten unter Ticagrelor, aber 5,4 % der Patienten unter ASS. 2,4 % dieser Komplikationen unter ASS waren Schlaganfälle, im Vergleich zu 0 % unter dualer Plättchenhemmung.
Schwere Blutungen waren selten: 3 in der Kombinationsgruppe, 2 in der Ticagrelor-Gruppe, 0 in der ASS-Gruppe. Kleinere Blutungen waren bei dualer Plättchenhemmung häufiger.
Für eine Änderung der Praxis reicht es noch nicht
Für eine Änderung der Praxis reichen diese Ergebnisse aber nicht aus, sagte der Diskutant der Studie, Dr. John H. Alexander, Duke Clinical Research Institute in Durham. Die kleine Fallzahl und das offene Design erlauben keine ausreichende Beurteilung der ischämischen Komplikationen und der Blutungsraten. Zudem bleibe unklar, ob ein Verschluss des Venenbypass prognostisch ungünstig ist.
Weitere Studien zu dieser relevanten Fragestellung sind notwendig. Vier solche Studien laufen derzeit, darunter die deutsche TicAB-Studie mit 3.800 Patienten (NCT01755520) unter Federführung des Deutschen Herzzentrums München.