Die Möglichkeiten zur Impfprävention verbessern sich weiter – auch für Menschen mit einer Infektion mit dem Humanen Immunschwächevirus (HIV). Neu empfohlen wird die Zosterimpfung mit adjuvanziertem Totimpfstoff.
Die Aufnahme in die Kostenerstattung steht für die aluminiumfrei adjuvanzierte Zoster-Impfung mit Shingrix® kurz bevor. Nach der europäischen Zulassung im März 2018 hat die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) die Impfung am 4.12.2018 in ihre Empfehlungen aufgenommen, der Gemeinsame Bundesausschuss hat am 7. März 2019 die Aufnahme in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenkassen beschlossen – nun fehlt nur noch die Veröffentlichung im Bundesanzeiger, berichtete Privatdozent Dr. Ulrich Seybold, Infektiologe an der Ludwig Maximillians-Universität in München, anlässlich der diesjährigen AIDS- und Hepatitis-Werkstatt in München.
Die Impfempfehlung der STIKO gilt für alle Personen ab 60 Jahren, bei Grunderkrankungen, in denen eine Gürtelrose eine erhöhte gesundheitliche Gefahr darstellt, wie eine HIV-Infektion, auch ab 50 Jahren. Eine Immunschwäche erhöht das Risiko für die in der Allgemeinbevölkerung mit 20-30% Lebenszeitprävalenz schon sehr häufige Infektion. Da Shingrix ein Totimpfstoff ist, besteht keine Kontraindikation für immungeschwächte Patienten.
Hohe Wirksamkeit
Die Effektivität der Impfung scheint altersunabhängig hoch zu sein, berichtete Seybold. In einer Zulassungsstudie reduzierte sie die Herpes-zoster-Rate bei über 50-jährigen Probanden gegenüber Placebo um 97,2% [1]. In einer Studie, die speziell noch höherer Altersgruppen (> 70 bis ≥ 80 Jahre) einschloss, war die Impfeffektivität auch in so hohem Lebensalter mit 89,8% hoch [2]. Das galt auch für die Reduktion einer Postzosterneuralgie (PZN). Nur bei den über 80-Jährige war die Effektivität bezüglich einer PZN mit 71,7% Reduktion der Rate gegenüber der Placebogruppe etwas geringer.
Die Grundimmunisierung wird in zwei Schritten erreicht, eine Impfung an Tag 0, eine erneute nach zwei bis zu sechs Monaten. Auf eines muss man die Patienten aber vorbereiten, betonte Seybold: Die Impfung tut weh. Fast jeder zehnte habe Schmerzen des Grads 3 an der Injektionsstelle. Wichtig ist, die Impfung intramuskulär zu verabreichen, damit die Schmerzen nicht noch stärker sind. Eine Kombination beispielsweise mit der Influenzaimpfung ist möglich, man sollte aber wegen der lokalen Nebenwirkungen nicht zu viele Impfungen auf einmal verabreichen.
Breiter Einsatz
Seybold plädierte dafür, auch Personen, die sich nicht genau an eine frühere Windpockenerkrankung erinnern, zu impfen. „Alle, die heute 50 oder 60 sind, hatten wegen der in ihrer Kindheit noch nicht verfügbaren Impfstoffe irgendwann die Windpocken.“ Die Impfung von Personen unter 50 Jahren bleibt allerdings off-label, auch wenn eine Studie den Impfstoff bei HIV-infizierten Patienten im Alter ab 18 Jahren eingesetzt und als immunogen und sicher bewertet hat [3]. Patienten, die bereits einen Zoster durchgemacht haben oder einen anderen Zoster-Impfstoff erhalten haben, würde er aber in jedem Fall impfen, ebenso Patienten mit chronischen Erkrankungen und betagte, über 80 Jahre alte Patienten.
Diese Berichterstattung wurde durch finanzielle Unterstützung des Unternehmens MSD Sharp & Dohme GmbH ermöglicht. Das Unternehmen hatte keinen Einfluss auf die Inhalte der Berichterstattung.
Literaturhinweise
1. Lal H et al. N Engl J Med 2015; 372(22): 2087-96.
2. Cunningham AL et al. N Engl J Med 2016; 375(11): 1019-32.
3. Berkowitz EM et al. J Infect Dis 2015; 211(8): 1279–87.