Erschienen in:
01.12.2013 | Leitthema
Aktuelles zur Therapie des komplex-regionalen Schmerzsyndroms
verfasst von:
Prof. Dr. F. Birklein, T. Schlereth
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 12/2013
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS) ist eine posttraumatische Schmerzerkrankung, die vielfach noch falsch verstanden und behandelt wird.
Ziel der Arbeit
In dieser Arbeit wird der aktuelle Kenntnisstand zum CRPS vermittelt.
Ergebnisse
Das CRPS besteht aus der typischen Konstellation Schmerz und sensorischen, vegetativen, motorischen und trophischen Symptomen, die nicht mehr durch das anfängliche Trauma erklärt werden können. Diese Symptome breiten sich nach distal in Richtung Akren aus und gehen über Innervationsterritorien hinaus. Die Symptomatik ändert sich üblicherweise im Verlauf, was an der sich ändernden Pathophysiologie liegt. Die Diagnose wird klinisch gestellt, die hilfreichste apparative Untersuchung ist das 3-Phasen-Skelettszintigramm. Zu Beginn dominiert eine Entzündungsreaktion mit deren typischen Symptomen. Vor allem bei unzureichender Behandlung finden zentrale Reorganisations- und Lernvorgänge statt. Diese zentralen Phänomene bedingen Bewegungsstörungen, vegetative Symptome, sensible Störungen, mechanische Hyperalgesie und Störungen des Körperschemas. Die Therapie muss der jeweiligen pathophysiologischen Veränderung angepasst sein. Die spezifische medikamentöse Therapie ist vor allem in akuten Stadien wirksam und beinhaltet Steroide, Bisphosphonate und eventuell DMSO-Creme. Gegen die Schmerzen ist einzig i.v. Ketamin positiv getestet, alle anderen Schmerzmedikamente können nur aufgrund empirischer Daten eingesetzt werden. Wichtige Therapiebestandteile sind Physio- und Ergotherapie, z. T. mit verhaltenstherapeutischen Ansätzen (z. B. Schmerzexpositionstherapie). Wenn relevante psychische Komorbiditäten bestehen, sollten die Patienten rechtzeitig einer Psychotherapie zugeführt werden. Invasive Verfahren sollten nur in Ausnahmefällen in spezialisierten Zentren eingesetzt werden.
Diskussion
Beachtet man diese Grundsätze, ist die Prognose des CRPS bezüglich Funktion und Schmerz nicht so schlecht wie allgemein angenommen wird. Ob die frühere Lebensqualität zurückerlangt werden kann, ist aber vom Einzelfall abhängig.