Erschienen in:
19.04.2018 | Femurfrakturen | Originalien
AltersTraumaZentrum DGU®: Evaluation klinischer und ökonomischer Parameter
Eine Pilotstudie an einer deutschen Universitätsklinik
verfasst von:
PD Dr. M. Knobe, MME, MHBA, B. Böttcher, M. Coburn, T. Friess, L. C. Bollheimer, H. J. Heppner, C. J. Werner, J.-P. Bach, M. Wollgarten, S. Poßelt, C. Bliemel, B. Bücking
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 2/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Datenlage zu Outcome und Kosten des orthopädisch-geriatrischen Komanagements oder solitärer Behandlungspfade zeigt sich uneinheitlich, da weltweit unterschiedliche Gesundheitssysteme und Managementmodelle existieren und das Studiendesign vielfältig ist.
Fragestellung
In der Übergangsphase zum AltersTraumaZentrum DGU® (ATZ, Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie) sollte untersucht werden, wie sich die Umsetzung der Struktur- und Prozessanforderungen des Zertifizierungsverfahrens mit und ohne geriatrische Mitbehandlung auf die Versorgungsqualität, die Komplikationsrate, aber auch auf die Kostenstruktur im stationären Sektor auswirkt.
Methodik
Es wurde bei Patienten mit operationspflichtiger niedrigenergetischer Monoverletzung eine prospektive Kohortenstudie initiiert, welche 3 verschiedene Behandlungsansätze (jeweils 6 Monate) verglich: A: unfallchirurgische Standardversorgung; B: solitäre Umsetzung der Struktur- und Prozessanforderungen des Kriterienkatalogs ohne Geriater; C: interdisziplinäre Kooperation inklusive der geriatrischen Kompetenz (Visitenmodell).
Ergebnisse
Unfallchirurgisch-geriatrisches Komanagement (C) verbesserte die postoperative Mobilisation am 1. Tag (p = 0,004), steigerte die Osteoporoseprävention (p = 0,001) und veränderte das Entlassungsmanagement hin zu einer akut-geriatrischen Anschlussversorgung (p = 0,024). Die Krankenhausletalität (C) sank im Vergleich zur Standardversorgung (A) von 9 % auf 2 % (p = 0,147) und die kardiopulmonalen Komplikationen gingen von 39 % auf 28 % (p = 0,235) zurück. Dies zeigte sich insbesondere am Myokardinfarkt (6 % zu 0 %), an akuten Rhythmusstörungen (8 % zu 0 %), an pulmonalen Dekompensationen (28 % zu 16 %), der Exsikkose (6 % zu 0 %), an Elektrolytstörungen (34 % zu 19 %) und am Lungenödem (11 % zu 2 %). Der notwendige Intensivaufenthalt verringerte sich von 29 (A) auf 18 (C) Stunden (p = 0,205), was die anteiligen Kosten für die Intensivstation halbierte. Das alleinige Etablieren eines standardisierten Qualitätsmanagements (B) senkte die Myokardinfarktrate bei proximaler Femurfraktur (A: 11 %, B: 0 %, C: 0 %; p = 0,035).
Diskussion
Schon Basisvarianten des unfallchirurgisch-geriatrischen Komanagements oder das Etablieren einer strukturierten Prozessqualität zeigen klare Tendenzen einer verbesserten Patientenversorgung, was sich insbesondere am Rückgang bei kardiopulmonalen Komplikationen und der Krankenhausletalität zeigt. Patienten mit proximaler Femurfraktur und periprothetischer Fraktur stellen klinische sowie auch ökonomische Risikofälle dar.