Erschienen in:
01.09.2015 | Anämien | Leitthema
Renale Anämie
verfasst von:
Prof. Dr. G. Mayer
Erschienen in:
Die Nephrologie
|
Ausgabe 5/2015
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Auszug
Es gibt nur wenige Medikamente, die die Nephrologie in den letzten Jahrzehnten so geprägt haben wie rekombinantes Erythropoietin. Die Studien von Eschbach et al. [
1] sowie Winnearls et al. [
2] haben unser Fach als innovatives und auch gesundheitsökonomisch wichtiges Gebiet etabliert; umso dramatischer sind die Veränderungen in den letzten Jahren. Nach Angaben der Datenbank USRDS sank zwischen 2008 und 2012 der mittlere Hämoglobinwert bei Hämodialysepatienten von 12 auf 10,5 g/dl und die mittlere ESA-Dosis von 20.000 auf ca. 14.000 IU/Woche; die Zahl der Bluttransfusionen dagegen stieg wieder kontinuierlich an [
3]. Vice versa stieg zwischen 2010 und 2012 der Prozentsatz der Patienten, bei denen eine Transferrinsättigung über 30 % lag, von 39 auf 48 %, 2012 hatten 54 % der Patienten Serumferritinwerte über 800 und 79 % über 500 ng/ml [
4]. Nach der Euphorie der frühen Studien, die gezeigt hatten, dass sich die Lebensqualität der Patienten massiv verbesserte, wenn die Hämoglobinwerte von 6 auf 10 g/dl angehoben wurden [
5] kamen mit der Normal Hematocrit Study erstmals Zweifel an der Sicherheit einer aggressiven Erythropoietintherapie auf [
6]. Nach der dritten Zwischenanalyse des Safety Monitoring Board wurde die Studie mit folgender Begründung abgebrochen:
„the differences in mortality between the groups were recognized as sufficient to make it very unlikely that continuation of the study would reveal a benefit for the normal hematocrit group and the results were nearing the statistical boundary of a significantly higher mortality rate in the normal hematocrit group“. Einige Jahre später kritisierte Coyne [
7] diese Darstellung als zu vorsichtig und vertrat die Meinung, dass dies dazu führte, dass nach wie vor viele Jahre weiter eine relativ großzügige Therapie durchgeführt wurde. So waren es dann Studien wie CHOIR [
8] und TREAT [
9] in der Prädialysepopulation, aber auch RED-HF bei herzinsuffizienten Patienten [
10], die unsere Meinung über die optimale Therapie mit rekombinantem Erythropietin veränderten und die Grundlage für die derzeit gültigen Leitlinien bildeten [
11]. …