Erschienen in:
28.09.2022 | Angststörungen | Originalien und Übersichten
Effekt der Rote-Hand-Briefe zu Citalopram und Escitalopram auf Verordnungszahlen bei der stationären Behandlung von Angsterkrankungen
verfasst von:
Dr. med. Ursula Köberle, MPH, Renate Grohmann, Michael Belz, Waldemar Greil, Detlef Degner
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 11/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Wegen des Risikos der QTc-Verlängerung im EKG im Zusammenhang mit Citalopram und Escitalopram wurde im Jahr 2011 in Rote-Hand-Briefen (RHB) über eine Verringerung der maximalen Tagesdosis und eine neue Kontraindikation für die gleichzeitige Verordnung weiterer QTc-verlängernder Arzneimittel informiert. Frühere Untersuchungen zeigten eine unvollständige Umsetzung dieser Empfehlungen.
Ziel
In dieser Studie wurde erstmals der Effekt der RHB auf die Verordnung von Citalopram und Escitalopram bei Menschen mit Angsterkrankungen untersucht.
Methoden
Anhand von Verordnungszahlen aus dem Projekt „Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie e. V.“ (AMSP) wurde untersucht, ob der Anteil der Erkrankten mit einer höheren als der jetzt zugelassenen Dosierung („hohe Dosierung“) sowie der Anteil der Erkrankten mit QTc-verlängernder Komedikation nach den RHB abnahmen (gemeinsame Kategorie Citalopram/Escitalopram).
Ergebnisse
Verordnungsdaten von n = 364 Personen aus der Zeit vor Erscheinen der RHB wurden mit Daten von n = 262 Personen nach den RHB verglichen. Der Anteil der Personen mit hoher Dosierung sank von 10,7 % auf 5,4 % (p = 0,019). Der Anteil der Personen mit QTc-verlängernder Komedikation lag vor Erscheinen der RHB bei 54,7 %, nach deren Publikation bei 51,5 % (p = 0,437).
Diskussion
Wie in den früheren Studien sank der Anteil der Erkrankten mit hoher Dosierung, während die Verordnung QTc-verlängernder Komedikation nicht signifikant abnahm. Dies könnte daran liegen, dass konkrete Empfehlungen zur Dosierung besser umgesetzt werden können als die allgemein formulierte Kontraindikation einer QTc-verlängernden Komedikation. Empfehlungen in RHB sollten präzise formuliert sein und Hinweise zum Vorgehen in bestimmten klinischen Situationen geben.