Erschienen in:
01.02.2016 | Arteriosklerose | Übersichten
Arterielle Gefäßsteifigkeit – Ursachen und Konsequenzen
Empfehlungen der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL® – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention
verfasst von:
Prof. Dr. T. Mengden, Prof. Dr. M. Hausberg, PD Dr. C. Heiss, PD Dr. A. Mitchell, Prof. Dr. U. Nixdorff, PD Dr. C. Ott, Prof. Dr. A. Schmidt-Trucksäss, Dr. S. Wassertheurer
Erschienen in:
Die Kardiologie
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Ausgabe 1/2016
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Zusammenfassung
Die Messung der aortalen Pulswellengeschwindigkeit (aPWV) ist ein direktes Maß für die arterielle Steifigkeit der Aorta und beträgt bei normotensiven Gesunden altersabhängig 4–9 m/s. Die aPWV besitzt über klassische kardiovaskuläre Risikofaktoren hinaus eine additive prädiktive Wertigkeit für kardiovaskuläre Ereignisse. Eine Erhöhung der aPWV um 1 m/s ist mit einer Steigerung des kardiovaskulären Risikos bis zu 15 % verbunden. Die Unterscheidung zwischen kalzifizierender Arteriosklerose und nicht kalzifizierender Atherosklerose ist klinisch wichtig. Aus dem Befund einer erhöhten Gefäßsteifigkeit kann nicht direkt auf das Vorliegen einer Atherosklerose, wie z. B. koronare Herzerkrankung, geschlossen werden. Als Goldstandard für die Messung der aortalen Steifigkeit wird die Pulswellengeschwindigkeit zwischen Karotis und Femoralarterie angesehen. Bis weitere Studiendaten vorliegen, sollte bei Normotonie eine aPWV über 10 m/s als pathologisch betrachtet werden. Viele der bereits auf dem Markt angebotenen Geräte zur Messung der Gefäßsteifigkeit zeigen eine noch unzureichende Standardisierung bezüglich Messmethode und Messgenauigkeit. Es sollte eine herstellerunabhängige, standardisierte Validierung gegen invasiven oder nichtinvasiven Goldstandard vorliegen sowie eine in epidemiologischen und prognostischen Studien belegte additive prädiktive Wertigkeit. Das wichtigste Therapieziel bei der Behandlung der arteriellen Gefäßsteifigkeit ist eine Normalisierung der Blutdruckwerte gemäß aktueller ESH (European Society of Hypertension)-Leitlinien. Aufgrund längerfristiger Einflüsse auf das vaskuläre Remodeling sind nach heutigem Stand vermutlich Blocker des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems am ehesten geeignet, eine über reine Blutdruckeffekte hinausgehende Wirkung auf die Gefäßsteifigkeit zu erzielen. Inwieweit eine antihypertensive Therapie mit dem Zielparameter „Gefäßsteifigkeit“ sich darüber hinaus positiv auf harte kardiovaskuläre Endpunkte auswirkt, ist Gegenstand zurzeit laufender Studien.