Erschienen in:
15.01.2019 | Assistierte Reproduktion | Gynäkologie aktuell
Die Bedeutung der In-vitro-Gametogenese für die ärztliche Praxis
Eine ethische Perspektive
verfasst von:
Vasilija Rolfes, Uta Bittner, Heiner Fangerau
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 4/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Im Jahr 2016 ist es japanischen Forschern bei Mäusen gelungen, aus induzierten pluripotenten Stammzellen Gameten zu gewinnen, die für die Reproduktion mittels des Verfahrens der In-vitro-Gametogenese (IVG) genutzt werden können. Die aktuelle Forschung zu künstlichen Gameten zeigt in Richtung einer potenziellen klinischen Anwendung im Bereich der assistierten Reproduktion beim Menschen, sodass es bereits jetzt einer ethischen Perspektive der ärztlichen Praxis bedarf.
Ziel der Arbeit
Skizziert werden das „Neue“, das eine IVG mit sich bringt, und die möglichen Auswirkungen für die ärztliche Praxis im Kontext der Reproduktion. Insbesondere werden elementare Fragen zu ethischen Regelungsbedarfen formuliert.
Ergebnisse
Durch die Einführung der IVG in die ärztliche Praxis würde sich zunächst der Patientenkreis erweitern: Homosexuelle Paare, Gruppen und einzelne Personen könnten mittels IVG versuchen, ihren Wunsch nach genetisch verwandten Kindern zu realisieren. Mit diesem neuen Patientenkreis werden (neue) ethische Fragestellungen verbunden, die für die ärztliche Praxis relevant sind: Welcher Ansatz der reproduktiven Autonomie sollte im Kontext von IVG zum Tragen kommen? Soll es eine Limitierung der Elternteile geben, die mit dem zukünftigen Kind genetisch verwandt sein dürfen? Wie können eine informierte Zustimmung sichergestellt und die Kostenübernahme gerecht geregelt werden? Welche Maßnahmen sind zu entwickeln, um einer missbräuchlichen Anwendung der IVG vorzubeugen und worin bestünde dieser Missbrauch?
Fazit
Künftig könnten Reproduktionsmediziner und Gynäkologen mit dem Wunsch ihrer Patienten konfrontiert werden, die IVG in Anspruch nehmen zu wollen. Eine frühzeitige Verständigung über ethische, rechtliche und soziale Folgen ist notwendig, um einen sicheren, gerechten und missbrauchsvermeidenden Umgang mit der IVG in der ärztlichen Praxis zu ermöglichen.