Erschienen in:
01.09.2015 | Originalien und Übersichten
Berufliche Gratifikationskrisen und Arbeitsunfähigkeit in Deutschland
Querschnittsergebnisse aus der lidA(leben in der Arbeit)-Studie
verfasst von:
Dr. med. Jean-Baptist du Prel, M.P.H., S. March, H. Schröder, R. Peter
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 9/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Der demografische Wandel geht in Industrienationen mit abnehmendem Arbeitskräfteangebot und alternden Belegschaften einher. Arbeitsunfähigkeit kann zu einem zusätzlichen Arbeitskräfteverlust führen. Zunehmende Krankmeldungen aufgrund psychischer Einschränkungen werfen Fragen zum Zusammenhang zwischen Arbeitsstress und Arbeitsunfähigkeit auf. Studien dazu sind gerade bei älteren Arbeitnehmern selten.
Ziel
Untersucht wird der Einfluss von arbeitsbezogenem Stress aufgrund eines Ungleichgewichts zwischen beruflicher Verausgabung und dafür empfangener Belohnungen (Effort-Reward-Imbalance(ERI)-Modell) auf Arbeitsunfähigkeit bzw. Langzeitarbeitsunfähigkeit.
Material und Methoden
lidA („leben in der Arbeit“) ist eine deutschlandweite Kohortenstudie zu Arbeit, Alter, Gesundheit und Erwerbsteilhabe. 6339 repräsentative, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte der Jahrgänge 1959 und 1965 wurden eingeschlossen. Die Teilnahmequote lag bei 27,3 % mit hoher Repräsentativität und ohne Selektivität der Stichprobe in 16 soziodemografischen Variablen. Arbeitsunfähigkeit war definitionsgemäß mindestens ein Fehltag, Langzeitarbeitsunfähigkeit mindestens 43 Fehltage in den letzten 12 Monaten. Arbeitsbezogener Stress wurde mit ERI-Terzilen parametrisiert. In der multiplen logistischen Regression wurde für Alter, Geschlecht, psychische Störungen, sozioökonomischen Status und Arbeitszeit adjustiert.
Ergebnisse
Hochgradiger arbeitsbezogener Stress war bei älteren Beschäftigten unabhängig von Kovariaten mit Arbeitsunfähigkeit und Langzeitarbeitsunfähigkeit verbunden.
Diskussion
Der für Deutschland erstmals beobachtete Zusammenhang zwischen ERI und Arbeitsunfähigkeit stimmt mit den diesbezüglichen Ergebnissen der Mehrzahl internationaler Studien überein. Arbeitsstressreduktion könnte helfen, Arbeitskraft zu erhalten.