Erschienen in:
05.01.2021 | Corpus-luteum-Insuffizienz | Leitthema
Lutealphaseninsuffizienz bei Kinderwunsch
Diagnostik und Therapieansätze
verfasst von:
Prof. Dr. med. Barbara Sonntag
Erschienen in:
Gynäkologische Endokrinologie
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Ausgabe 2/2021
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Zusammenfassung
Die zweite Zyklushälfte ist charakterisiert durch die Sekretionsleistung des Corpus luteum nach erfolgter Freisetzung der Eizelle bei der Ovulation. Nach Aufbau des Endometriums unter dem Einfluss steigender Östrogenspiegel in der ersten Zyklushälfte bewirkt Progesteron als Schlüsselhormon der zweiten Zyklushälfte die Transformation des Endometriums und ermöglicht so Eintritt und Erhalt einer Schwangerschaft. Eine unzureichende Sekretionsleistung des Corpus luteum oder die unzureichende Transformationswirkung am Endometrium führt zur Lutealphaseninsuffizienz. Klinisch wird darunter ein auffälliges Zyklusmuster mit verkürzter zweiter Zyklushälfte oder verlängerten prämenstruellen (Zwischen‑)Blutungen verstanden. Ergänzende diagnostische Tests in der zweiten Zyklushälfte wie die Progesteronbestimmung im Serum oder eine Endometriumbiopsie sind in der Aussagekraft eingeschränkt. Ursächlich geht der Lutealphaseninsuffizienz typischerweise eine Reifungsstörung des Follikels voraus, die insbesondere bei Kinderwunsch der Patientin auch zuallererst diagnostiziert und therapiert werden sollte. Bei speziellen Fragestellungen wie einer habituellen Abortneigung wird der Nutzen einer zusätzlichen Progesteronsubstitution diskutiert, nach vorausgehender ovarieller Stimulationstherapie im Rahmen assistierter Reproduktionsverfahren ist dieser unstrittig belegt. Eine symptomorientierte Therapie mit Progesteron oder synthetischen Gestagenen in der zweiten Zyklushälfte sollte ansonsten der alleinigen Zyklusregulierung außerhalb des Kinderwunschs vorbehalten sein.