Einleitung
Die COVID-19-Pandemie (Corona Virus Disease 2019) stellt eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen seit Ende des Zweiten Weltkriegs dar und bringt für viele Menschen zahlreiche Veränderungen mit sich. Bis zum 14.03.2021 waren weltweit über 119 Mio. bestätigte Infektionsfälle und über 2,6 Mio. COVID-19-bedingte Todesfälle zu verzeichnen [
1]. In Deutschland wurde der erste Infektionsfall mit SARS-CoV‑2 (schweres akutes Atemwegssyndrom-Coronavirus-Typ 2) am 28.01.2020 bestätigt [
2]. Seitdem hat sich SARS-CoV‑2 in allen Bundesländern verbreitet [
3]. Bis zum 14.03.2021 haben sich in Deutschland über 2,5 Mio. Menschen mit SARS-CoV‑2 infiziert und 73.371 Menschen sind bisher an COVID-19 verstorben [
4].
Zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie in Deutschland haben Bund und Länder Mitte März 2020 unterschiedliche Maßnahmen zur Beschränkung des öffentlichen Lebens ergriffen [
5], die bis dahin unbekannte Einschnitte in die Freiheit vieler Menschen darstellten. Diese Maßnahmen umfassten beispielsweise Kontaktbeschränkungen (Social Distancing), Reisebeschränkungen, die Schließung von Bildungseinrichtungen sowie die Einschränkung des Betriebs von Hotels, Gaststätten und Freizeiteinrichtungen [
6,
7]. Maßnahmen wie diese verfolgen das Ziel, die SARS-CoV-2-Infektionsrate zu reduzieren und damit die Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern [
8].
In der Bevölkerung rufen die genannten Schutzmaßnahmen und Empfehlungen gemischte Reaktionen hervor. Während zwar große Bevölkerungsteile die Maßnahmen befürworteten [
9], kamen auch zahlreiche Personen den Empfehlungen und Verordnungen nicht nach und hielten z. B. empfohlene Abstände und Kontaktbeschränkungen nicht ein [
10].
Mit zunehmender Zeitdauer, in der die Schutzmaßnahmen Bestand hatten, wurde die Ablehnung teilweise noch größer und spiegelte sich beispielsweise in, teils nicht genehmigten, Demonstrationen unter Missachtung geltender Abstandsregeln wider [
11]. Dies lässt sich auch anhand von Ergebnissen der Befragungswellen 5 bis 10 der COSMO-Studie (COVID-19 Snapshot Monitoring) bestätigen, in denen ein Großteil der Befragten zwar den restriktiven Maßnahmen zustimmt und bereit ist, diese zu befolgen, jedoch im Vergleich zu den vorherigen COSMO-Wellen ein kontinuierlich sinkender Trend in der Akzeptanz der Schutzmaßnahmen zu verzeichnen ist. Dieser „Ermüdungseffekt“ im Zusammenhang mit der Akzeptanz der Maßnahmen geht mit einer geringeren Sorge vor der Überlastung des Gesundheitssystems sowie einem steigenden Bedürfnis nach der Veranstaltung von Demonstrationen einher [
12,
13].
Das psychologische Konzept der Reaktanz kann als Erklärung für die Ablehnung behördlicher Maßnahmen herangezogen werden. Mit „Reaktanz“ wird die Motivation zur Wiederherstellung von Freiheitsspielräumen bezeichnet. Wenn die Maßnahmen als Einschränkung der persönlichen Freiheiten empfunden werden, kann dies die Ablehnung gesundheitsbezogener Empfehlungen zur Folge haben. Dadurch kann es zu unerwünschten Effekten, beispielsweise einem gefährdenden Risikoverhalten, kommen, indem die Gesundheitsbotschaft das Gegenteil des ursprünglich intendierten Verhaltens bei den Empfängern hervorruft [
14]. Gesundheitsappelle können zudem als Bedrohung wahrgenommen werden, da sie durch die Konfrontation mit der eigenen Verletzlichkeit negative Gefühle hervorrufen können [
15].
Subjektiv bedrohlich empfundene Botschaften können wiederum Abwehrreaktionen in Form von Verdrängung und Verharmlosung risikobehafteten Verhaltens hervorrufen [
16]. Dies kann durch die Theorie der kognitiven Dissonanz erklärt werden, der zufolge Menschen ein Gleichgewicht in ihren Wahrnehmungen anstreben („Konsonanz“) und Zustände vermeiden, die diesen entgegenstehen („Dissonanz“; [
17,
18]).
Soziale Medien sind bei der öffentlichen Reaktion auf eine Pandemie und bei der Verbreitung von Informationen in pandemischen Krisensituationen von großer Bedeutung. Sie haben sich als zentral für die Meinungsbildung im Kontext der Pandemie und der damit verbundenen Auswirkungen erwiesen. Insbesondere aufgrund der Maßnahmen zur sozialen Distanzierung ist das Vertrauen in die Kommunikation durch soziale Medien gestiegen [
19,
20]. Die globale Ausbreitung von SARS-CoV‑2 hat jedoch auch eine Flut an Informationen („infodemic“) zur Folge, die teils richtig und teils falsch sind [
21]. Die wachsende Zahl von Verschwörungstheorien und Falschinformationen kann die Risikowahrnehmung der Bevölkerung senken und somit zu einer Ablehnung behördlich angeordneter Maßnahmen beitragen [
22‐
24].
Anders als zu Beginn der Pandemie erhofft [
2], ist, Stand März 2021, davon auszugehen, dass SARS-CoV‑2 viele Staaten der Welt trotz positiver Entwicklungen im Bereich der Verfügbarkeit von Impfstoffen noch über einen langen Zeitraum beschäftigen wird. Dabei ist mit einem wellenförmigen Infektionsverlauf zu rechnen [
25]. Dieser wird es erlauben, in Phasen mit geringer Infektionsrate Schutzmaßnahmen zu lockern, aber auch erfordern, bei einem Anstieg der Infektionsrate Schutzmaßnahmen ggf. wieder zu intensivieren, um das Ausbruchsgeschehen beherrschbar zu halten. Ein Verständnis für diese Maßnahmen und eine ausreichende Mitwirkung aufseiten der Bevölkerung sind dabei erforderlich. Erkenntnisse darüber, wie die Bevölkerung die Empfehlungen und Verordnungen zur Infektionsvermeidung bisher wahrgenommen und warum sie diese teilweise nicht befolgt hat, können einen Beitrag dazu leisten, Maßnahmen zukünftig zielgruppensensibler zu kommunizieren und damit erfolgreicher zu implementieren. Vor diesem Hintergrund zielt die vorliegende Studie auf Basis der Beiträge in ausgewählten sozialen Medien darauf ab, die Einstellungen und Überzeugungen in Bezug auf die behördlich verordneten Infektionsschutzmaßnahmen zu untersuchen. Die Forschungsfrage der Studie lautet: Warum lehnen Teile der Bevölkerung behördliche Empfehlungen und Maßnahmen zum Schutz vor SARS-CoV‑2 und COVID-19 ab? Mit dem Begriff „behördliche Empfehlungen und Maßnahmen“ sind die im Zuge der COVID-19-Pandemie eingeführten Infektionsschutzmaßnahmen gemeint, die von Bund und Ländern implementiert wurden.
Wirtschaftliche Auswirkungen der Pandemie
Durch die COVID-19-Pandemie und die eingeführten Infektionsschutzmaßnahmen sehen einige Nutzer/innen die Wirtschaftsaktivität stark beeinträchtigt. Etliche Personen könnten aufgrund dieser Einschränkung ihren Berufen, vor allem im Dienstleistungssektor, nicht nachkommen und riskierten damit ungewollt einen wirtschaftlichen Nachteil.
Leider ist es für Millionen Arbeiter, Selbstständige, dem Einzelhandel und dem Mittelstand zu spät, sie werden keinen Fuß mehr fassen können. Die Schuldigen und Falschberater, einschließlich dieser Regierung, bleiben unbestraft [Nutzer/in #17].
Es gibt gerade genügend Leute, die vereinsamen, arbeitslos werden, die Miete nicht mehr zahlen können etc. [Nutzer/in #71].
Durch die Einschränkungsmaßnahmen werde die Wirtschaft geschwächt, einzelne Betriebe und Arbeitsplätze gefährdet. Man solle die Einschränkungen aufheben, damit die Bevölkerung wieder ihren alltäglichen Tätigkeiten und Berufen nachgehen könne. Dabei wird davon ausgegangen, dass die meisten Menschen sowieso vorsichtiger geworden wären und es reichen würde, sich in der Öffentlichkeit durch Mund-Nasen-Bedeckungen zu schützen. Andere schlagen vor, die Risikogruppen zu isolieren und die restlichen Personen von der Ausgangsbeschränkung zu befreien:
Beendet diesen irren Shutdown jetzt, nicht erst an Ostern. Ihr zerstört Existenzen wegen eines Virus, das durch keine Maßnahme der Welt mehr einzudämmen wäre. Isoliert die Alten und Kranken! [Nutzer/in #107].
Die Verfasser/innen der Beiträge befürchten, dass die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft schwerer wiegen als die unmittelbaren Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung. Das Virus könne man durch die Maßnahmen sowieso nicht bekämpfen und man solle es einfach hinnehmen und damit leben, wie mit allen anderen Risiken, die es im Leben gibt:
Mit dem Virus werden wir leben müssen, wie mit allen anderen Risiken im Leben auch! Die Wirtschaft zu schwächen und Arbeitsplätze zerstören und die Bürger zu bevormunden ist das Allerletzte! Schluss damit! [Nutzer/in #7].
Diskussion
Die vorliegende Studie untersuchte anhand von Inhalten aus 3 sozialen Netzwerken, wie die Bevölkerung die Infektionsschutzmaßnahmen, die im Zuge der COVID-19-Pandemie in Deutschland implementiert wurden, wahrnimmt und was Gründe für die Nichteinhaltung bestehender Empfehlungen und Vorschriften sind. Die Untersuchung zeigt, dass die individuellen Einstellungen und Überzeugungen dabei durch 6 Dimensionen geprägt werden bzw. sich in diesen widerspiegeln.
In den sozialen Medien ist es einfach, Fehlinformationen zu verbreiten, wodurch Nutzer/innen auch leicht dazu veranlasst werden können, falsche Überzeugungen zu akzeptieren [
32]. Da Online-Nutzer/innen zudem auch die Neigung haben, nach Informationen zu suchen, die ihre bereits bestehenden Überzeugungen bestätigen, und kontrastierende Informationen nicht zu beachten [
33], können Personen, die ohnehin schon an den Maßnahmen zur Eindämmung des Virus gezweifelt haben, leichter von Fehlinformationen überzeugt werden. Dies lässt sich auch in den untersuchten Beiträgen der vorliegenden Studie erkennen.
Durch die Aufnahme von Informationen, welche COVID-19 und die mit der Erkrankung verbundenen Gefahren verharmlosen, und die Interpretation dieser kann die Ungewissheit der Bevölkerung bezüglich SARS-CoV‑2 und COVID-19 potenziell verstärkt werden. Zudem kann es zu einer Unterschätzung der COVID-19-Pandemie kommen, indem beispielsweise nur ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen als Risikogruppe wahrgenommen werden und die Gefährdung anderer Personen vernachlässigt wird. Eine solche Verharmlosung kann eine typische Abwehrreaktion bei der Konfrontation mit Gesundheitsrisiken darstellen. Die Betonung des höheren Risikos eines schweren Verlaufs von COVID-19 bei vorerkrankten und älteren Menschen zeigt die Ablehnung einer persönlichen Betroffenheit von der Krankheit. Einige Nutzer/innen von sozialen Medien glauben demnach, dass sie mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit negative Ereignisse erleben als andere Personengruppen („unrealistic optimism“; [
15]). Zusätzlich werden durch den Vergleich mit Influenza oder weltweiten Hungersnöten Bedrohungen verharmlost und risikobehaftetes Verhalten gerechtfertigt. Die Verharmlosung von COVID-19 war in den sozialen Netzwerken am häufigsten vorzufinden und stellt somit eine Kernkategorie der vorliegenden Arbeit dar. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass die einbezogenen Postings aus der anfänglichen Phase der Pandemie stammen und mit zunehmender Dauer der COVID-19-Pandemie und mit steigender Anzahl an COVID-19-bedingten Todesfällen die Verharmlosung der Gefahren durch SARS-CoV‑2 abgenommen haben und damit die Relevanz dieser Subkategorie zurückgegangen sein kann.
Einen weiteren Abwehrmechanismus, welcher aus den Beiträgen der Nutzer/innen sozialer Medien zu entnehmen ist, stellt die Abwertung der Sender gesundheitsbezogener Botschaften dar [
15]. Dem RKI und der Regierung werden negative Absichten, wie die Kontrolle der Bevölkerung durch Zwangsimpfungen sowie die Manipulation der Quote der COVID-19-Erkrankungs- und Todesfälle, unterstellt. Der Regierung und den Behörden wird somit ein mangelndes Vertrauen entgegengebracht, woraus eine Missachtung empfohlener Maßnahmen folgen kann.
Wissensdefizite im Zusammenhang mit SARS-CoV-2/COVID-19 können oben genannte Reaktionen verstärken [
34]. Als deren Folge kann es zu einer falschen Wahrnehmung von Risiken kommen sowie ein Verhalten hervorrufen, bei dem Menschen selbst Schutzmaßnahmen auf Kosten anderer bewusst vernachlässigen, dabei aber selbst vom Infektionsschutz profitieren, der dadurch entsteht, dass andere die Schutzmaßnahmen befolgen. Eine Erhöhung des Wissens im Zusammenhang mit COVID-19 könnte dem entgegenwirken und einen Beitrag zur Förderung der sozialen Verantwortung leisten [
35].
Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass auch Misstrauen gegenüber der Berichterstattung in den etablierten öffentlichen Medien eine große Rolle in den Social-Media-Beiträgen spielt. Dies spiegeln die Ergebnisse von repräsentativen Umfragen wider, aus denen hervorgeht, dass ein großer Teil der Bevölkerung der Berichterstattung kritisch gegenübersteht [
36].
Einige Personen nehmen die Infektionsschutzmaßnahmen als starke Beschränkung ihrer Grundrechte wahr. Vor allem in liberalen Gesellschaften wie Deutschland erscheinen solche Schutzmaßnahmen, anders als in Staaten wie China, die bereits vor der Pandemie sehr restriktiv waren, als große Einschränkung persönlicher und gesellschaftlicher Freiheit. Dies bestätigen auch Ergebnisse unterschiedlicher Bevölkerungsumfragen [
37,
38]. Dies kann zur Folge haben, dass Maßnahmen als Ausdruck der Ablehnung restriktiver Eingriffe nicht befolgt werden. Studien zur Reaktanz [
39] zeigen, dass Personen bei wahrgenommener Beschränkung ihrer individuellen Freiheit versuchen diese wiederherzustellen. Im aktuellen Fall kann dies Personen zu höherem Risikoverhalten im Zusammenhang mit COVID-19 provozieren [
15] und zur Missachtung empfohlener Schutzmaßnahmen beitragen.
Infektionsschutzmaßnahmen wie die Einschränkung des Betriebs von Hotels, Gaststätten und Freizeiteinrichtungen leisten zwar einen maßgeblichen Beitrag dazu, die COVID-19-Pandemie beherrschbar zu halten, sie gehen jedoch auch mit negativen wirtschaftlichen Konsequenzen einher, deren Auswirkungen noch jahrelang wirtschaftlich spürbar sein werden [
40]. Da viele Menschen bereits heute persönlich durch gewerbliche Einschränkungen betroffen sind, können Überzeugungen gefördert werden, dass die Kontaktsperre, die Ausgangsbeschränkungen und andere Schutzvorkehrungen abgeschafft werden sollten, da die wirtschaftlichen Konsequenzen die gesundheitlichen Nachteile überwiegen würden. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, bezüglich wirtschaftspolitischer Unterstützungsmaßnahmen transparent zu kommunizieren und überzeugend darzulegen, wie diese den pandemiebedingten ökonomischen Einschränkungen entgegenwirken.
Unseres Wissens ist dies die erste Studie in Deutschland, in der Gründe für die Ablehnung der Maßnahmen zur Beschränkung des öffentlichen Lebens im Zusammenhang mit SARS-CoV‑2 aus der Perspektive von Nutzern/innen sozialer Medien untersucht werden. Hierbei muss als Limitation jedoch berücksichtigt werden, dass als Datenquellen nur 3 häufig genutzte soziale Netzwerke ausgewählt wurden. Nutzer/innen sozialer Netzwerke in Deutschland sind vor allem 14- bis 49-Jährige [
41] und häufiger weiblich [
42]. Da das Nutzerprofil nicht repräsentativ für die gesamte Bevölkerung ist, ist unklar, inwiefern die Ergebnisse auch auf andere Bevölkerungsgruppen übertragbar sind. Ferner konnten bei der Auswertung der Beiträge auch die demografischen und sozioökonomischen Informationen der Nutzer/innen nicht einbezogen werden, da entsprechende Informationen fehlten. Zudem fand die Kodierung der einbezogenen Beiträge nur durch eine Autorin statt, wodurch Postings subjektiv interpretiert und mögliche andere Bedeutungsaspekte ausgeschlossen wurden. Die Erstellung von Codes und die Zuordnung der Beiträge zu Haupt- und Unterkategorien können demnach durch die individuelle Sichtweise der Autorin verzerrt sein. Gleichwohl wurden die identifizierten Codes, Kategorien und Unterkategorien durch alle Autor/innen gemeinsam überprüft und interpretiert.
Darüber hinaus war der Zeitraum der Postings auf den 18.04.2020 begrenzt. Da davon auszugehen ist, dass im Laufe der Pandemie die Ablehnung gegenüber behördlichen Maßnahmen zunimmt, sind möglicherweise relevante Ablehnungsgründe aufgrund der zeitlichen Beschränkung der Studie nicht berücksichtigt worden. Zukünftige Untersuchungen sollten ermitteln, wie sich die in Social-Media-Beiträgen dargelegten Meinungen nach dem 18.04.2020 weiterentwickelt haben.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse der Studie gewähren einen Einblick, wie die Bevölkerung in Deutschland mit den Maßnahmen zur Beschränkung des öffentlichen Lebens im Zusammenhang mit SARS-CoV‑2 umgeht. Erkenntnisse hierzu können einen Beitrag leisten, bevölkerungsbezogene Maßnahmen zum Umgang mit Public-Health-Krisen zielgruppensensibler zu kommunizieren und damit erfolgreicher implementieren zu können. Die Ergebnisse zeigen, dass die Nutzer/innen sozialer Medien mit einer Vielzahl von Abwehrmechanismen auf die behördlichen Schutzmaßnahmen reagieren. Um diese zu reduzieren und eine breitere Akzeptanz im Hinblick auf die Maßnahmen herzustellen, sollten bei der Verkündung behördlicher Empfehlungen Bedrohungen der Gesundheit nicht stark betont werden. Zudem sollten sachliche Argumente und positive bestärkende Elemente in den Vordergrund gerückt werden, statt Angst und Furcht zu erzeugen, um so mögliche Reaktanzeffekte zu vermeiden [
15]. Um Wissenslücken zu schließen, sollte eine umfassende Gesundheitsaufklärung veranlasst werden. Da das Vertrauen der Bevölkerung der Regierung und den Behörden gegenüber ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz von Infektionsschutzmaßnahmen ist, sollte eine transparente und evidenzbasierte Kommunikation angestrebt werden. Mittlerweile liegen einige Erfahrungen zu effektiver Risikokommunikation bei der Eindämmung der COVID-19-Pandemie aus unterschiedlichen Ländern vor [
43]. Um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen, muss die Risikokommunikation dabei durch Einheitlichkeit, verständliche Sprache und Empathie gekennzeichnet sein und anstreben, die digitale Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu erhöhen. Hierdurch können auch Fehlinformationen in sozialen Medien besser erkannt und verarbeitet werden. Die vorliegende Studie unterstreicht damit auch die Relevanz qualitätsgesicherter Informationen in den sozialen Medien, um die Irreführung der Bevölkerung zu verhindern.
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