Zusammenfassung
Die Cystinose (OMIM #219800) ist eine autosomal-rezessiv vererbte Störung des Cystintransports durch die lysosomale Membran. Die Krankheit ist mit einer Prävalenz von <1:100.000 selten. Ursache ist ein Defekt des lysosomalen Membranproteins Cystinosin (CNTS), das zum Transport von lysosomalem, nichtproteingebundenem freien Cystin (aus der Proteolyse) in das Zytosol notwendig ist. Cystinosin gehört zu einer Gruppe von Proteinen (PQ-Loop-Proteine), die hochkonserviert sind, 7 transmembrane Helices besitzen und überwiegend Funktionen für intrazelluläre Sortiermechanismen haben (»vesicle formation and trafficking«). CNTS transportiert Cystin über einen protonengetriebenen elektrochemischen Gradienten. Das Gen für CNTS ist auf dem Chromosom 17.p13.2 lokalisiert. Nephropathische und nonnephropathische Verlaufsformen betreffen dasselbe Gen (allelisch). Die häufigste Mutation der nephropathischen Verlaufsformen ist eine 57-kB-Deletion, die zu einem vollständigen Verlust des Genprodukts CNTS führt. Daneben gibt es zahlreiche andere Mutationen, die z. T. zu trunkierten Genprodukten führen und mildere nephropathische oder nonnephropathische Verlaufsformen bewirken können. Fehlt CNTS, so kommt es zu einer lysosomalen Speicherung von Cystin in nahezu allen Körperzellen. Zunächst ist nur die Niere von einem Funktionsverlust betroffen. Mit dem durch Nierenersatztherapie längeren Überleben der Patienten treten im Verlauf der Erkrankung weitere Funktionsverluste auf, vor allem von Augen, Muskulatur, endokrinen Organen und Zentralnervensystem.