Erschienen in:
01.04.2013 | Originalien
Das Konzept der „small volume resuscitation“ im Rahmen des präklinischen Traumamanagements
Erfahrungen im Luftrettungsdienst
verfasst von:
Dr. M. Helm, J. Hauke, J. Kohler, L. Lampl
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 4/2013
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Zusammenfassung
Hintergrund
Blutungskontrolle und eine adäquate Volumensubstitution stellen entscheidende kausaltherapeutische Schritte beim traumatisch-hämorrhagischen Schock dar. Die Frage nach dem optimalen Konzept hierzu wird kontrovers diskutiert. Die sog. „small volume resuscitation“ (SVR) mittels hyperton-hyperonkotischer Infusionslösungen stellt hierbei ein neues Konzept dar.
Patienten und Methodik
Retrospektive Studie im Bereich des Luftrettungsdienstes über einen Zeitraum von 5 Jahren. Einschluss fanden alle Traumapatienten bei denen das Konzept der SVR zum Einsatz kam (initiale Dosis 4 ml/kg Körpergewicht, gefolgt von kristalloiden und/oder kolloidalen Infusionslösungen). Erfassung der demographischen Daten sowie der Verletzungsschwere (ISS). Analyse der Infusionsvolumina sowie des präklinischen hämodynamischen Profils (RR-Verlauf in 5-minütigen Abständen). Erfassung der Serum-Natrium-Werte, des „base excess“ sowie des pH-Wertes bei Klinikaufnahme und möglicher Nebenwirkungen der SVR.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 342 Patienten (70,2% männlich/Alter: 39,0±18,8 Jahre/ISS=31,6±16,9; ISS>16: 81,6%) in die Studie eingeschlossen. In 96.8% der Fälle lag ein stumpfer Traumamechanismus vor – führend war der Pkw- (61,5%) sowie der Motorradunfall (22.3%). Bei 87,4% lag eine Mehrfachverletzung bzw. Polytraumatisierung vor; führend waren das SHT (73,1%) sowie das Thoraxtrauma (73,1%). Die präklinisch applizierte Gesamtinfusionsmenge betrug: SVR 250 ml + kristalloide Lsg. 1214±679 ml + kolloidale Lsg. 1288±954 ml. Patienten mit einem initialen RRsyst≤80 mmHg erhielten signifikant mehr Kolloide (1609±1159 ml vs. 1288±954 ml;p<0,002), Patienten mit einem initialen RRsyst>80 mmHg signifikant weniger Kolloide (1035±659 ml vs. 1288±954 ml;p<0,006). Das hämodynamische Profil zeigte zu allen Zeitpunkten signifikante Blutdruckanstiege nach Applikation von SVR-Lösung. Die Serum-Na+-Werte bei Klinikaufnahme betrugen 146,9±5,0 mmol/l, der „base excess“ −5,7±5,3 mmol/l, der pH-Wert 7,3±0,1. Unerwünschte Reaktionen durch SVR traten in 1,2%der Fälle auf und waren sämtlich reversibel.
Schlussfolgerung
Das Konzept der SVR erwies sich im Routineeinsatz als praktikabel, effektiv und sicher.