Personalisierte Therapie bei chronisch entzündlicher Darmerkrankung

Welche Parameter bestimmen die Auswahl der Therapie bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen? Darüber sprach Prof. Dr. Britta Siegmund, Berlin. Grundsätzlich, so führte Siegmund aus, sollten bei der Wahl der Therapie für Patienten mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung folgende Fragen im Mittelpunkt stehen: Wie hoch ist die Krankheitsaktivität? Welche Nebenwirkungen sind bei dem jeweiligen Medikament zu erwarten? Bestehen Komorbiditäten? Welche relevanten extraintestinalen Manifestationen liegen bei der Erkrankung vor? Bei jüngeren Patientinnen: Ist eine Schwangerschaft geplant? Anti-TNF-Antikörper Ein Vorteil der Anti-TNF-(Tumor-Nekrosefaktor-)Antikörper ist der rasche Wirkeintritt nach Therapiebeginn, sowohl bei Morbus Crohn als auch bei Colitis Ulcerosa. Der Anti-TNF-Antikörper Infliximab wirkt nachgewiesenermaßen gut bei fistulierender Erkrankung, zudem ist er neben Cyclosporin das Mittel der Wahl bei schwerer Colitis ulcerosa. Als Joker können TNF-Blocker bei extraintestinalen Manifestationen eingesetzt werden. Allerdings besteht unter der Behandlung mit Anti-TNF-Antikörpern insbesondere bei älteren Patienten ein hohes Risiko für Infektionen, weshalb erhöhte Aufmerksamkeit geboten ist. Anti-Integrin-Antikörper Im Gegensatz zu den TNF-Blockern tritt die Wirkung beim Anti-Integrin-Antikörper Vedolizumab langsam ein. Jedoch ist das Nebenwirkungsprofil bei diesem Wirkstoff gut. Eine Wirkung auf extraintestinale Manifestation hat Vedolizumab allerdings nicht, weshalb das Mittel bei Patienten mit extraintestinalen Manifestation eher nicht in Frage kommt. Anti-IL-12/IL-23-Antikörper Unter dem Anti-IL-12/IL-23-Antikörper Ustekinumab tritt rasch eine Wirkung ein. Daten zur Wirksamkeit des Wirkstoffs bei schwerer Colitis ulcerosa liegen bislang nicht vor. Ustekinumab hat ein günstiges Nebenwirkungsprofil. Hinsichtlich extraintestinaler Manifestationen ist seine Wirksamkeit unterschiedlich: Sehr gut wirkt der Anti-IL-12/IL-23-Antikörper bei Psoriasis, auch bei peripherer Arthritis konnte eine Wirksamkeit bestätigt werden, nicht jedoch bei axialer Beteiligung. Bei Patienten mit axialem Befall muss deshalb entweder ein zweites Medikament hinzugenommen oder primär ein anderer Wirkstoff für die Therapie, etwa ein TNF-Blocker, gewählt werden. Zur Wirksamkeit bei Uveitis ist die Datenlage bislang noch unzureichend. JAK-Inhibitoren Der bislang zugelassene JAK-Inhibitor (Januskinase-Inhibitor) Tofacitinib wirkt primär über eine Hemmung von Rezeptoren, an denen die Januskinasen 1 und 3 beteiligt sind. Dadurch wird die Signalübertragung verschiedenster Zytokine gedämpft und die Entzündungsreaktion gedrosselt. Die Wirkung von Tofacitinib tritt schnell ein, aussagekräftige Daten zur Wirksamkeit bei schwerer Colitis ulcerosa fehlen derzeit noch. Extraintestinale Manifestationen kann der JAK-Inhibitor gut lindern, insbesondere Gelenkbeteiligungen. Jedoch besteht unter der Therapie mit Tofacitinib ein erhöhtes Risiko für Thrombosen und Infektionen, weshalb sein Einsatz vor allem bei älteren Patienten nur eingeschränkt möglich ist. Auch sollten Schwangerschaften unter Tofacitinib vermieden werden. Viszeralmedizin-Kongress 2020 15.10.2020 | DGVS 2020 | Nachrichten So gehen Sie bei chronischer intestinaler Blutung vor 14.10.2020 | DGVS 2020 | Nachrichten Umsetzung evidenzbasierter Chirurgie: In der Praxis oft noch mangelhaft 11.10.2020 | DGVS 2020 | Nachrichten Neue Therapieoptionen bei Achalasie 11.10.2020 | DGVS 2020 | Nachrichten Divertikelkrankheit: Antibiotika - ja oder nein? 12.10.2020 | DGVS 2020 | Nachrichten Personalisierte Therapie bei chronisch entzündlicher Darmerkrankung 10.10.2020 | DGVS 2020 | Nachrichten COVID-19: Wie gefährdet sind Patienten mit einer CED?

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