Kombiniert in die Hypoglykämie

Diabetiker, die mit Sulfonylharnstoffen (SH) behandelt werden und zusätzlich einen Vitamin-K-Antagonisten benötigen, müssen verstärkt mit Hypoglykämien rechnen. Dem Zusammenhang der kombinierten Einnahme von SH (Glipizid bzw. Glimepirid) und einem Vitamin-K-Antagonisten (hier Warfarin) mit dem Risiko von Hypoglykämien sind John Romley von der University of Southern California in Los Angeles und seine Mitarbeiter in einer retrospektiven Studie nachgegangen. Hierzu verwendeten sie die Daten von mehr als 460.000 Typ-2-Diabetikern im Alter von 65 Jahren und darüber. Der Zeitraum umfasste die Jahre 2006 bis 2011. 15,4% der Patienten lösten während dieses Zeitraums auch Warfarinrezepte ein. Romley und Kollegen identifizierten in den vorhandenen Daten alle Personenquartale, in denen ein Rezept für ein SH-Präparat eingelöst worden war. In diesen suchten sie alle jene Quartale auf, in denen die Probanden eine Warfarinverordnung erhalten hatten. Insgesamt ergaben sich dabei rund 3,94 Millionen Personenquartale mit SH- und 420.000 Personenquartale mit Warfarineinnahme. Beginn der Warfarineinnahme besonders riskant Primärer Studienendpunkt war die Häufigkeit einer notfallmäßigen oder stationären Behandlung der Patienten aufgrund einer Hypoglykämie. Ein solches Ereignis trat in 2197 Quartalen ein: 294-mal in Quartalen mit und 1903-mal in Quartalen ohne Warfarin. Dies entsprach 0,07% der Quartale mit und 0,05% der Quartale ohne Warfarin. Betroffen waren 2111 Personen, von denen 78 mehrfach in die notfallmäßig oder stationär behandlungsbedürftige Hypoglykämie abgeglitten waren. Der Abgleich nach Einflussfaktoren wie Alter, Komorbiditäten und Dauer der Warfarineinnahme ergab ein um rund ein Fünftel höheres Hypoglykämie-Risiko von Diabetikern unter SH, die zugleich Warfarin verordnet bekamen (Odds Ratio [OR] 1,22). Ausgeprägter war die Risikosteigerung bei kombiniert behandelten Patienten im Alter von 65 bis 74 Jahren (OR 1,54) sowie ganz besonders in Quartalen mit erstmaliger Warfarineinnahme (OR 2,47). Stürze und Frakturen Hypoglykämien waren aber nicht die einzige Gefahr, die bei kombinierter Gabe von SH und Warfarin erhöht war. Patienten mit einer solchen Kombination wurden auch häufiger wegen sturzbedingter Frakturen in die Notaufnahme gebracht oder stationär behandelt (OR 1,47). Auch kognitive Störungen ereigneten sich öfter unter der Kombinationstherapie (OR 1,22). Im Vergleich mit den Hypoglykämien betrafen die letztgenannten beiden Komplikationen sogar mehr Personenquartale (unter Warfarin 0,94% bzw. 0,60%). Romley und sein Team sehen zwei mögliche Erklärungen für die Interaktion von Warfarin und SH. Zum einen könnte die Verdrängung aus der Plasmaeiweißbindung die SH-Plasmakonzentration und damit das Hypoglykämierisiko steigern. Zum anderen könnten Vitamin-K-Antagonisten und Sulfonylharnstoffe um die hepatische Metabolisierung über CYP2C9 konkurrieren. Empirische Belege dafür existieren laut Angaben der Forscher nicht, entsprechende Vermutungen stützen sich auf die Pharmakokinetik der beteiligten Medikamente.

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