Gestationsdiabetes: Langzeitrisiken für Mutter und Kind

Ein Gestationsdiabetes ist nicht nur ein Risiko für Mutter und Kind in der Schwangerschaft sondern für beide auch mit erhöhten Langzeitrisiken assoziiert. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit für entsprechende Kontrollen und Präventionsmaßnahmen nach der Geburt. Um einen Gestationsdiabetes frühzeitig zu erfassen, wird in den offiziellen Empfehlungen heute bei allen Schwangeren ohne Risiko ein oraler Glukose-Toleranz-Test (oGTT) mit 50 oder 75 g Glukose in der 24. Schwangerschaftswoche empfohlen. Bei Frauen mit einem Risiko für einen Diabetes sollte primär ein Nüchtern- oder Gelegenheitsblutzuckerwert bestimmt werden. Liegt der Nüchternwert > 92 mg/dl empfiehlt sich zunächst eine Kontrolle, bei einem Gelegenheitswert > 200 mg/dl sollte dann ein Nüchternwert bestimmt werden. Liegt dieser > 126 mg/dl so muss man von einem manifesten Diabetes mellitus ausgehen, bei einem Wert zwischen 92 und 125 mg/dl sollte ein oGTT durchgeführt werden. Was sind Risikofaktoren? Das Spektrum der Risikofaktoren für die Manifestation eines Gestationsdiabetes in der Schwangerschaft ist groß. Dazu gehören: Alter > 45 Jahre BMI > 30 kg/m2 präkonzeptionell körperliche Inaktivität Diabetes bei Eltern oder Geschwistern Angehörige einer ethnischen Risikopopulation Geburt eines Kindes > 4500 g Arterielle Hypertonie (Blutdruck > 140/90) oder Einnahme von Antihypertensiva Dyslipidämie präkonzeptionell (HDL 250 mg/dl) Polyzystisches Ovarsyndrom Prädiabetes bei früherem Test KHK, PAVK oder zerebrale arterielle Durchblutungsstörung Einnahme kontrainsulärer Medikamente wie Glukokortikoide „Auch wenn dies in den Leitlinien nicht mehr aufgeführt ist, so sollten auch ein Zustand nach Totgeburt, nach fetaler Missbildung und eine Anamnese mit habituellen Aborten als Risikofaktoren angesehen werden“, sagte Dr. Friederike Weschenfelder von der gynäkologischen Universitätsklinik Jena. Langzeitfolgen für die Mutter Der Gestationsdiabetes ist aber nicht nur ein Schwangerschaftsrisiko, sondern sowohl für Mutter als auch den Nachkommen mit Langzeitrisiken assoziiert. Eine entsprechende Nachbeobachtung von Frauen mit einem Gestationsdiabetes zeigte, dass nach im Durchschnitt 6 Jahren post partum 12% an einem Typ-2-Diabetes erkrankt waren und fast 20% entweder eine gestörte Nüchternglykämie oder eine Glukosetoleranzstörung aufwiesen. „Der Gestationsdiabetes ist mit einem erhöhten Risiko assoziiert, schon im jüngeren Alter eine kardiovaskuläre Komplikation zu erleiden“, so Weschenfelder. Deshalb sollten Frauen nach einem Gestationsdiabetes frühzeitig entsprechende Interventionsmaßnahmen zur Prävention oder Reduktion kardiovaskulärer und Diabetes-Risiken angeboten werden. Darüber hinaus ist auch das Risiko für eine postpartale Depression signifikant erhöht, sodass auch nach einer solchen immer gefahndet werden sollte. Langzeitfolgen für das Kind Aber nicht nur bei der Mutter, sondern auch beim Kind muss mit Langzeitfolgen gerechnet werden. So kann es zu einer Fehlprogrammierung der neuroendokrinen Systeme und des Pankreas kommen, was wiederum zu Adipositas, einem metabolischen Syndrom und schließlich einem Typ-2-Diabetes führen kann. Bei Frauen besteht auch ein erhöhtes Risiko, ebenfalls einen Gestationsdiabetes zu entwickeln. „Die Überwachung einer Frau und ihres Kindes endet bei einem Gestationsdiabetes nicht mit der Geburt, sondern beide erfordern auch langfristig Kontrollen und Präventionsmaßnahmen, weil ein erhöhtes kardio-metabolisches Risiko besteht“, so Weschenfelder.

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