Erschienen in:
19.10.2021 | Direkte orale Antikoagulanzien | Übersichten
Perioperatives Management von Thrombozytenaggregation und Antikoagulation bei geriatrischen Patienten
verfasst von:
PD Dr. Romana Lenzen-Großimlinghaus
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 3/2022
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Zusammenfassung
Geriatrische Patienten weisen häufig kardiovaskuläre Erkrankungen auf, die perioperativ ein differenziertes Management der Hämostase benötigen. Dabei beeinflussen sich das operationsbedingte Blutungsrisiko und das individuelle Thromboembolierisiko gegenseitig, sodass präoperativ eine differenzierte Einschätzung der Weiterverordnung der gerinnungsmodulierenden Medikation erforderlich ist. In vielen Fällen kann die gerinnungsaktive Medikation ersatzlos pausiert oder unverändert fortgesetzt werden. Bei kardiovaskulären Erkrankungen mit Thrombozytenaggregationshemmung (TAHg) führt die präoperative Nutzen-Risiko-Abwägung bei den meisten Operationen zur Fortsetzung einer vorher bestehenden Thrombozytenaggregationshemmer(TAHr)-Monotherapie. Bei hohem kardiovaskulärem Thromboembolierisiko mit dualer Plättchenhemmung sollte dagegen die individuelle perioperative Medikation mit einem Geriater oder Kardiologen eng abgestimmt werden. Die Einnahme von Vitamin-K-Antagonisten (VKA) kann in den meisten Fällen präoperativ unterbrochen werden. Bei hohem Thromboembolierisiko muss vorübergehend ein Bridging mit Heparin erfolgen. Die Einführung der vier neuen direkten oralen Antagonisten (DOAK) hat das perioperative Management sehr vereinfacht. Ein Bridging mit Heparin ist nicht erforderlich. Perioperativ muss lediglich die Dosierung und Unterbrechung der DOAKs in Abhängigkeit vom operativen Blutungsrisiko sowie vom Alter, vom Körpergewicht und von der Nierenfunktion des Patienten individuell festgelegt werden. Kommt es zu Blutungskomplikationen unter der Einwirkung der DOAKs, stehen für drei der vier DOAKs Antidots zur Verfügung, die im Akutfall neben Prothrombinkomplexkonzentraten und „fresh frozen plasma“ zusätzlich zur Normalisierung der Gerinnung eingesetzt werden können.