Weniger Diabeteskomplikationen unter DOAK

Wenn Patienten mit Vorhofflimmern gleichzeitig an Diabetes erkrankt sind, könnte das ein weiterer Grund sein, zur Antikoagulation ein DOAK zu verordnen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bei Vorhofflimmernpatienten mit Diabetes haben DOAK offenbar einen zusätzlichen Vorteil: Laut einer Studie aus Taiwan sind die Rate an Diabeteskomplikationen und die Mortalität niedriger als mit Vitamin-K-Antagonisten. Makro- und mikrovaskuläre Folgeschäden treten demnach um 16% bzw. 21% seltener auf, glykämische Notfälle sind um 9% reduziert, und die Mortalität liegt sogar um 22% niedriger. Die Zahlen beruhen auf Versicherungsdaten aus Taiwan; rund 30.200 Patienten mit Vorhofflimmern und Diabetes haben dort zwischen 2012 und 2017 eine Antikoagulation begonnen, davon 19.900 mit einem DOAK und 10.300 mit Warfarin. Das mittlere Alter bei Therapiestart lag bei 73 Jahren, 46% der Patienten waren Frauen, die durchschnittliche Beobachtungszeit betrug drei Jahre. Um den Einfluss der Antikoagulanzien auf die Diabeteskomplikationen abschätzen zu können, haben die Studienautoren in ihrer Analyse die Wahrscheinlichkeit einer DOAK-Therapie berücksichtigt („Inverse Probability of Treatment Weighting“-Analyse). Die genannten Risikoreduktionen bei Komplikationen, glykämischen Notfällen und Mortalität waren alle statistisch signifikant. Vergleichbare Rückgänge wurden auch dann festgestellt, wenn die Auswertung auf Versicherten-„Paare“ mit passenden Eigenschaften beschränkt wurde („Propensity Score Matching“-Analyse). Im Einzelnen ergab sich ein signifikant vermindertes Risiko für KHK, Schlaganfall, Dialyse, Amputationen sowie kardiovaskuläre und nicht kardiovaskuläre Mortalität. Von den DOAK profitierten Männer und Frauen sowie alle ab 65 Jahren; in der kleinen Gruppe der unter 65-Jährigen verfehlte der Unterschied die statistische Relevanz. Besonders deutliche Verbesserungen in den vier Endpunkten zeigten sich bei Patienten mit hoher Therapieadhärenz. Dagegen waren zwischen der Antikoagulation und dem Auftreten von Krebs, COPD oder Suizid (Negativkontrollen) erwartungsgemäß keine Verbindung zu erkennen. Warum DOAK für Diabetespatienten günstiger als Warfarin sind, lässt sich mit der Studie nicht herausfinden. Die Studienautoren um Huei-Kai Huang von der National Taiwan University in Taipeh vermuten, dass es mit der Wirkung von Vitamin K zusammenhängt: Vitamin K könne zur Verbesserung von Insulinsensitivität und Glukosetoleranz beitragen; anders als Vitamin-K-Antagonisten interferieren DOAK nicht mit diesen Effekten. Dies würde auch erklären, warum in bevölkerungsbasierten Studien anfangs stoffwechselgesunde Vorhofflimmernpatienten seltener an Diabetes erkranken, wenn sie statt mit Warfarin mit DOAK behandelt werden. Ein Mangel der Studie ist, dass die Versicherungsdaten keine Informationen zu Lebensstil, BMI und Laborwerten der Patienten beinhalten. Der Abgleich von Faktoren, die die Entstehung von Diabeteskomplikationen fördern, dürfte daher trotz aufwendiger Propensity-Sore-Methoden unzureichend sein. Das Wichtigste in Kürze Frage: NOAK oder Warfarin: Macht das bei Vorhofflimmernpatienten einen Unterschied im Hinblick auf die Prognose eines gleichzeitig vorhandenen Diabetes? Antwort: Ja. Patienten unter DOAK haben weniger Diabeteskomplikationen und eine niedrigere Mortalität. Bedeutung: DOAK haben bei Vorhofflimmernpatienten mit Diabetes einen Zusatznutzen gegenüber Vitamin-K-Antagonisten. Einschränkung: Retrospektive Studie; keine Informationen zu Lebensstil, BMI, Laborwerten.

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